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394 Psychische Studien. XV. Jahrg. 9. Heft. (September 1888.)
Spiritismus) bestehe, allerdings zunächst bestätigen, aber
auch zeigen sollen, dass die Antike auch auf diesem Gebiete
unsere Leistungen bei Weitem in den Schatten stelle.
Asklepios, der hellenische Heilgott, rufe in allen diesen
Fällen den „Traum* hervor und flösse die heilwirkenden
„Suggestionen* den Patienten ein. „Die beiden aufgefundenen
Tafeln" — erklärt Herr Biels — „verzeichnen gegen ein
halbes Hundort Kuren. Alle möglichen Krankheiten werden
in kürzester Frist geheilt. Die Blinden sehen, die Lahmen
gehen, die Stummen erhalten die Sprache, die Steinkranken
verlieren ihren Stein, die Kahlköpfigen bekommen üppigen
Haarwuchs, die Unfruchtbarem zahlreiche Nachkommenschaft.
Bandwürmer, Läuse u. dergl. werden unfehlbar vertrieben.
Nichts Menschliches ist dem Gotte fremd. Ein verirrter
Knabe wird aus seinem romantischen Versteck dem tiefbetrübten
Vater wieder zugeführt, ja sogar der Lieblingsbecher
, den der ungeschickte Diener dem Herrn zerbrochen
hat, wird wieder geheilt. Nicht bloss der Glaube hilft,
auch der Ungläubige findet Erhörung. Nur erhält dieser
eine kleine Lection mit auf den Weg. Die Auswahl untor
diesen köstlichen Geschichten fällt schwer. Ich hebe die
belehrendsten im Folgenden aus." — Und nun giebt Herr
Biels deren 22 von den 50 mit seinen zwkeheneingeflochtenen
Bemerkungen wieder.
Sogleich das erste Beispiel wird zur Veranlassung
eines ginz ungerechtfertigten Angriffs gegen Eglinton, oder
vielmehr noch gegen die Anhänger des Monismus, welche
Eglinton glauben, dass er durch die Decke des Zimmers
geflogen sei! Nirgends steht geschrieben, dass weder die
Anhänger des Monismus, noch selbst die des Dualismus, an
Eglintori* eigene Erzählung blind glauben. Die „Sphinx''
hat sich seiner Zeit skeptisch dagegen verhalten, und
Schreiber dieses hat in den „Psych. Stud.*' December-Heft
1887 S. 540 ff. Front gegen eine solche blosse Behauptung
ohne triftigste und exakteste experimentelle Beweise gemacht.
Was will Herr Biels mehr? Aber er sucht Vergleiche mit
jenen antiken Heilberichten um jeden Preis und macht
sich diese Vergleiche ganz nach Belieben zurecht. Sein
erster Heilbericht lautet: —
„i. Kleo, 5 Jahre schwanger.
„Sie war bereits 5 Jahre schwanger, da wandte sie sich
hilfesuchend an den Gott und schlief im Allerheiligsten
(Abaton). Kaum hatte sie diesen Raum verlassen und
war aus dem heiligen Bezirke getreten, da gebar sie einen
Knaben, der sofort nach seiner Geburt sich selbst in der
Quelle badete und mit der Mutter umherlief. Als sie
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