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398 Psychische Studien. XV. Jahrg. 9. Heft. (September 1888.)
früher hatte Aristophanes, der doch selbst gegen die Gottesleugner
und Aufklärer wie Diagoras und Sokraies weidlich
losgeschlagen hatte, die Epidaurische Heilanstalt in ganz
unverantwortlicher Weise persiflirt. Er giebt uns in seinem
'Plutos' die genaue Beschreibung einer Blindenheilung, die
den Asklepios als gemeinen Gaukler verhöhnt. Sie ist uns
werthvoll namentlich durch die Mittheilung einer Menge
von Details, welche in den jetzt gefundenen 'Iamata* ihre
volle Bestätigung finden, Athen war freilich auch ein
bedenkliches Aufklärernest, wo sogar die Frauen bisweilen
auf emancipirte Gedanken kamen. Dies lehrt das (4.)
Exempel der Ambrosia. IL s. w." —
Weiterhin nach dem 9. ophtalmoplastischen Heilbericht,
dem er Kur Nr. 11 und Nr. 32 gleichstellt, woselbst ausgeflossene
Augäpfel durch neue sehende vom Asklepios den
Augenkranken ersetzt worden sein sollen, von denen uns
leider der genaue Wortlaut, ebensowenig wie bei dem vorhergehenden
, offenbar nur in referirender Form mitgetheilten
dritten, nicht nach dem Urtext in genau wörtlicher
Uebersetzung, sondern nur in einem ausgezogenen und verkürzten
Referate vorzuliegen scheint, weshalb wir des Herrn
DieU Scheindarstellungen der Heilberichte und daraufgebaute
Schlussfolgerangen vorläufig noch stark bezweifeln müssen,
fährt unser ärztlicher Klopffechter wider die moderne Mystik
du Prel's also fort: —
„Die modernen Geister er schein ungen haben unter dem
empfindlichen Uebelstande zu leiden, dass die Geister nicht
immer zur Stelle sind, was man doch nicht recht begreift,
da sie als transcendente Wesen an die Erbärmlichkeit
unserer drei Dimensionen nicht gebunden sind. Auch die
antiken Medien hatten dergleichen Eehlsitzungen zu verzeichnen
. Aber sie hatten dafür eine kräftige Entschuldigung.
Ihr Gebieter Asklepios war ein hellenischer Gott, d. h. kein
ätherisches Mondscheinwesen, wie die modernen Geister,
durch deren Leib, wie die Photographien zeigen (s. die
vorher in Klammer erwähnte 'transcendentale' Photographie
der 'Sphinx'), die carrirten Beinkleider des dahinter sitzenden
Mediums durchscheinen, sondern ein leibhaftiger Gott, der
nicht bloss Epidaüros9 sondern auch andere Heilstätten
persönlich zu besuchen hat. (Nach der Schlacht bei Chäronea
338 v. Chr. eilte Asklepios sogar in goldener Waffenrüstung
den von Philipp bedrängten Lacedämoniern zu Hülfe, so
dass er seine Kranken in Epidaüros warten lassen musste*
Das berichtet ein Zeitgenosse, der Dichter Isyllos, dessen
Gedichte ebenfalls in Epidaüros jüngst zum Vorschein gekommen
sind^S* v. Wilamowitz- Möllendorf,{Isyllos v. Epidaüros*,
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