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426 Psychische Studien. XV. Jahrg. 9. Heft. (Septemher 1888.)
vellen über dasselbe oder ähnliche Themata nicht genug empfehlen
können, da gerade diese schöpferischen Geister es sind,
welche, ohne Spiritisten zu heissen, dem Spiritismus oder
Glauben an Gott und Unsterblichkeit am trefflichsten, weil
unabsichtlichsten, das Wort reden.
Leipzig, am Johannistage, 1888.
Gr. C. Wittig.
Nachschrift. — Wir wollen nachträglich noch zur Hervorhebung
der von uns im Vorhergehenden beleuchteten,
einander diametral entgegengesetzten Ansichten unserer
und einer vergangenen Zeit über Tod und Unsterblichkeit
mit zwei drastischen Beispielen schliessen, welche
für sich selbst sprechen werden, und deren Nutzanwendung
Jedem Leser wohl von selbst in die Augen springen dürfte: —
Erich Schmidt berichtet in seinem Nekrologe: —
„Theodor Storm zum Gedächtniss" — (s. „Deutsche
Rundschau" Nr. 21 vom 1. August 1888) am Schlüsse
Folgendes: —
„'Ich habe', schrieb mir Theodor Storm vor zwei Jahren,
'oftmals eine starke Empfindung von der Furchtbarkeit,
dass wir so aus dem Staube auftauchen, theilweis bis zur
Verehrung gut und gross, oder zum Entzücken schön
werden, und dann welken, verwesen und am Ende, der
letzten Spur nach, in dem Staube wieder verschwinden.
Wenn ich so lese, was sie Liebes vor Zeiten geschrieben
haben, und nach allen jenen hinhorche, die damals so still
oder laut, so selig oder erzürnt ihr Wesen getrieben haben,
dann graut mir vor der ungeheuren Stille, die jetzt darüber
liegt.' — Und doch zeugt eben diese Macht, die uns
hinzieht zu den Denkmälern der Vergänglichkeit, von der
Erhaltung aller Kraft. In seinen Werken bleibt uns
Theodor Storm lebendig; lebendig nah' den Kommenden,
die lesen werden, was er Liebes, Gutes, Grosses vor Zeiten
geschrieben hat." — —
Und im „Daheim" No. 45 vom 11. August 1888 wird
über Friedrich Wilhelms L, Königs von Preussen, des so gestrengen
Vaters Friedrichs des Grossen, letzte Lebenstage
und -Stunden, unter Anderem berichtet: —
„'Schon 1734 hatte er sich den schwarzen Marmorsarg
bestellt, in welchem er unter der Kanzel der von ihm erbauten
Hof- und Garnisonkirche zu Potsdam zu ruhen gedachte
. . . Mit dem so hart gemaassregelten Kronprinzen
wieder ausgesöhnt, äussert er, als ihm dieser, zur letzten
schlimmen Wendung der ihn seit Jahren peinigenden Gicht
herbeigerufen, am 30. Mai 1740 gerührt die Hand küsste:
'Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen
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