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Wittig: Giebt es eine Auferstehung des Leichnams etc.? 427
Sohn und Nachfolger habe/ Auch der Beichtvater des
Königs, Prediger Rohloff aus Berlin, wurde zu ihm beschieden
. Unerschrocken und freiuiüthig hWt er dem
König seine Gewalttätigkeiten und Zornesausbrüche vor,
durch die er manchen im Leben verletzt habe, und mahnte
ihn zu bussfertiger Reue* Auch die Potsdamer Hofprediger
beteten wiederholt mit dem Könige. Er Hess sich oft das
Lied: 'Warum sollt1 ich mich denn grämen?* vorsingen,
das eines seiner Lieblingslieder war. Auch sang er es
wohl selbst mit. Wenn aber die Worte kamen: —
'Nackend wer<T ich auch hinziehen,
Wenn ich werd' von der Er<T
Als ein Schatten fliehen4, —
unterbrach er mit meiner gewohnten Lebhaftigkeit den Gesang
, indem er rief: — 'Das ist nicht wahr, ich
werde in der Montirung begraben werden/ —
Bis ins kleinste traf er alle Anordnungen für sein Begrab-
niss . . ♦ Auf seinen Sarg zeigend, sagte er: — 'In diesem
Bette werde ich recht ruhig schlafen/ — ... Am Dienstag
den 31. Mai früh «ahm er Abschied von den Seinen und
trom Leben . . . Noch einmal sah er um 11 Uhr von seinem
Fenster aus die Wachtparade aufmarschiren. Mit gelassener
Ruhe beocachtete er selbst an sich, wie das Wasser mehr
und mehr zum Herzen stieg. Er Hess sich sogar
einen Spiegel reichen, um buchstäblich dem
Tode ins Angesicht zu schauen. Mit den Worten
'Herr Jesu, dir lebe ich u. s. w/ hauchte er Nachmittags
zwischen 2 und 3 Uhr seine Seele aus." —
Es ergiebt sich schon aus i. Kor. 15, 50: — „Davon
sage ich aber, lieben Brüder, dass Fleisch und Blut
nicht können das Reich Gottes ererben; auch
wird das Verweslich e nicht erben das Unverwesliche
/' — verglichen mit Christi eigenen Worten Joh. G,
(52—63, dass selbst ein Strenggläubiger an keine Auferstehung
unseres alten begrabenen verweslichen Leichnams
mit allem seinem irdischen Zubehör mehr denken darf,
sondern ein neuer, verklärter, geistiger Leib für den
Unsterblichkeitsglauben eine unbedingt nothwendige Voraussetzung
wird.
Kurze Notizen.
a) In einem Nachrufe auf „Professor Kahnis f" von
D. Luihardl im „Daheim" Nr. 42 v* 21 Juli 1888 lesen
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