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434 Psychische Studien. XV. Jahrg. 10. Heft. (Oetober 1888).
wusste. Körperliche Uebungen, in denen er Meister war,
wie Fechten und Schwimmen übte er bis 1 Jahr vor seinem
Tode, der im November 1866 erfolgte. Tom Herbst 1861
ab war Loewe als sein Hausarzt und berathender Freund
in regelmässigem Verkehr mit ihm, so dass die aus des
Generals gelegentlichen Aeusserungen über gewisse Perioden
seines erfahrungsreichen Lebens geschöpften und zusammengestellten
Mittheilungen von hohem Wertbe sind. Wir heben
nur folgende Momente für unsere Leser hervor.
Pfuel's erste Erinnerungen knüpften sich an Aschersleben,
wo sein Vater Commandeur eines Husarenregiments war
und später Administrator des Thronfolgers Friedrich
Wilhelm IL noch unter Friedrich d. Gr. wurde, in dessen
Pagenkorps er kurz vor des Königs Tode aufgenommen
wurde. Offizier scheint Pfuel 1797 beim Regierungsantritt
Friedrich Wilhelm III. geworden zu sein. Doch verliess er
den Militärdienst und hielt sich Sommer und Herbst 1801
und 1802 mit seinem Freunde Heinrich von Kleist in Thun
im Berner Oberland auf, woselbst Kleist sein Trauerspiel
„Penthesilea" vollendete und schon damals mit Selbstmordgedanken
sich trug. J806 war Pfuel wieder im Dienst
in einer westpreussischen Stadt. Die Schlacht von Jena
hat er als Adjutant des Generais von Schmettern*) mitgemacht.
Nach dem Frieden von Tilsit wurde er Erzieher des jungen
Prinzen Bernhard von Sachsen-Weimar in Dresden. 1809
wandte er sich nach Oesterreich und machte die Schlachten
bei Aspern und Wa^ram mit. Nachher trieb er Studien
über die Foldzüge von Dschingis-Khan in Wien. 1810 und
IblJ ist er Oapitän bei einem Repimente in Prag* wo er
die BekuMji^chaft des preussischen Staatsreforinatois Eeichs-
freiherni von Steht machte und dessen militärischer ßathgeber
bei dessen Flaclitliu^spolitik wurde. In Prag legte er die
erste Sehwimmsehule an. Dann folgte Pfuel Stein nach
Petersburg unmittelbar nach der Katastrophe von Moskau
nach und förderte bei der schrecklichen Winterflucbt der
französischen Armee 1*12 durch eine Denkschrift von Wilna
aus das Büi.dniss zwischen Preussen und Kussland zur
weiteren Bekämpfung und Niederwerfung Napoleorfe. Hierauf
trat er m die russisch-deutsche Legion als Generalstabschef
Tettenborns 1 ];> ein. Sein damaliger Adjutant, der spätere
Historiker Friedrich Förster, hat seine Thaten sorgfältig
gebucht. Ihm selbst stand der Sieg an der Göhrde am
*) Hiernach ist Blücher 1806 bei Jena nicht Vorgesetzter von
PfuePs im den« n»l tab gewesen, wi<> die Conversationslexika inthümlich
behaupten, da Blücher unter General Büchel auf dem linken Flügel
als Adjutant des Geueraistabs mit thätig war und den Eückzug deckte.
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