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Wittig: General Ernst von Pfuel als Spiritist. 435
höchsten, zu dem er nicht sowohl den Plan entworfen, als
vielmehr durch geschickte Umgehung des Feindes wesentlich
beigetragen hat 1814 trennte er sich von Tettenborn und
trat wieder in die preussische Armee ein* Im Feldzuge
1815 hatte er zuerst „die furchtbar harte Pflicht zu erfüllen,
das entsetzliche Strafgericht an den unglücklichen Sachsen
zu vollziehen, welche sich, aufgeregt durch eine ihr Selbstgefühl
und ihre besten Erinnerungen kränkende büreau-
kratische Maassregel, zur Empörung hatten hinreissen lassen.
Dies Verbrechen im Angesicht des Feindes musste unnach-
sichtlich geahndet werden, und Pfuel vollzog die Strafe,
ohne zu murren und ohne zu zucken, mit fester Hand, so
sehr auch sein eigenes Herz von der Härte, zu der er verdammt
war, zerrissen wurde. Nie habe ich ihn davon
sprechen hören, wie er diese Unglücklichen hat decimiren
lassen müssen, ohne dass er nicht seinen Abscheu und sein
Entsetzen vor dieser blutigen Notwendigkeit ausgedrückt
hätte." — Er war Chef des Gneisenau'sehen Generalstabs,
führte ein Commando in der Schlacht bei Ligny, war bei
den besiegten Feldherren Wellington und Blücher und bei
Berathung des Planes zur schleunigen Vereinigung mit der
englischen Armee, welche die Schlacht bei Waterloo und
Belle Alliance durch sein persönliches Eingreifen mit seiner
Avantgarde mit entscheiden half. Nach dem bald darauf
erfolgenden Einzüge in Paris wurde er Oommandant der
Stadt und vermittelte als solcher dieLostrennnng Saarbrückens
und Saarlouis' von Frankreich und die Rückgabe der von
Napoleon geraubten Kunstschätze. Nach dem Kriege veröffentlichte
er im Garnisonleben den leider nur kurzen
Abriss: - „Uebersicht der Kriegsjahro 1813, 1814, 1815."
(Berlin, bei Ferdinand Dümmler, 1-28). Mehr befasste er sich
mit Errichtung neuer Schwimmanstalten, so derjenigen am
Werder bei Magdeburg. In den dreissiger Jahren wurde er
Gouverneur von Neufchätei, 1847 wiederholt Zuvor war
er Commandeur des 7. Armeecorps geworden. In Neufchätel
verkehrte er hauptsächlich mit Agassiz und Genossen, machte
deren Gletscherexpedition zur Feststellung ihrer damals
neuen Gletschertheorie mit. 1837 erhielt er den Befehl von
Berlin aus, den renitenten Erzbisehof von Cöln, von Droste*
Vischering, gefangen zu nehmen und nach der Festung
Minden zu schaffen, welchen damals höchst schwierig erscheinenden
Auftrag er mit Leichtigkeit und ohne weiteres
Aufsehen löste. — Nach 1818 enthielt er sich jeder öffentlichen
Demonstration, so schlecht er auch auf die Contre-
revolution zu sprechen war, wie aus seinen Mittheilungen
an Varnhagen von Ense erhellt. 18G3 und 1864 veibat er
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