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Wittigt General Ernst von Pfuel als Spiritist. 437
ehrwürdigen Greise die erste Nachricht von der Sache, wie
er mir erzählte, in einem b<M oundeten Hause in Oöln mit«
getheilt, und auch hier in Berlin hatte selbst ein nahe
stehender Verwandter kein tröstendes Wort für den alten
Mann, sondern nur harte Reden des Unmuths über den
hässlichen Lärm, den die ganze Sache hervorrief. Er selbst
machte einen Versuch, die Sache, wenn es anging, wenigstens
der grossen Oeffentlichkeit zu entziehen. Er hatte mir
seine Absicht mitgetheilt, den Minister ** darum anzugehen
. . . „Als er aus dem Wagen bei seiner Rückkehr
von der Ausfahrt stieg, sah ich sein Schicksal besiegelt.
Er konnte sich kaum aufrecht erhalten. Der Portier und
der Diener mussten den (sonst so rüstigen) Greis mehr
tragen und schieben; auf der Treppe musste jedes Bein
immer durch fremde Hilfe auf die nächste Stufe gesetzt
werden. Sein Herz war gebrochen, und er wollte nicht
länger leben/4 — Zwar erholte er sich nach einigen Tagen
wieder etwas, aber die Augen begannen ihm zu versagen;
Ende October trat ein leichter Katarrh dazu, und trotz der
Untersuchungen und Hilfsmittel Loewe*s und Virchow's ging
es mit ihm zu Ende. Die letzten drei Tage befand er sich
in Agonie, obwohl er zwischendurch noch bis drei Stunden
vor seinem Tode Fragen beantwortete. „Am Abend spät
des 2. December 1866 fand ich die Kräfte sehr gesunken,
aber kein Zeichen des unmittelbar bevorstehenden Todes.
In der Nacht wurde ich geraten und fand ihn sterbend.
Eine Lungenlähmung war eingetreten. Er murmelte ab und
zu schwer verständliche Worte. Einige deuteten auf den
unglücklichen Sohn; aber nach und nach wurde er stiller,
und eine halbe Stunde vor seinem letzten Athemzuge schien
ihn sein Geist noch einmal auf das Schlachtfeld zurückzuführen
, auf welchem er seinen ersten Ruhm erworben hat,
auf das Schlachtfeld an der Göhrde: — 'Die Mecklenburger,
wo bleiben sie? Die Mecklenburger müssen kommenf*) —
Er starb in meinem Arm (im Hotel de TEurope, Taubenstrasse
26). Am nächsten Morgen erschien der Sohn, dem
ich von dem nahe bevorstehenden Ende des Vaters Nachricht
gegeben hatte. Bei den Trauerfeierlichkeiten waren nur die
nächsten Verwandten und Freunde, und als offizielle nur
die Vertreter der Stadt Berlin, eine von den Stadtverordneten
abgesandte Deputation, zugegen. Seinen Wünschen war
diese Einfachheit gewiss entsprechend. Ob die Armee, in
*) Man vergl, hierzu den Artikel: — „Nachwirkungen starker
psychischer Lebenseindrücke in den Visionen Sterbender4* in „Psyoh.
Stud." August-Heft 1884 S. 392 ff, — Der Eeferent
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