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Wittigt General Emst von Pfuel als Spiritist. 441
Notizen über unseren dem spiritistischen Mediuinismus
seiner Zeit aufmerksam zugewandten General noch kurz
unsere Stellungnahme zu der ihm von König Friedrich
Wilhelm IV. mitgetheilten Geschichte des schwedischen
Bischofs über jenen finnischen Zauberer zu markiren.
Selbstverständlich ist die Ansicht des Berichterstatters Loewe
über den angeblich aus den Tagen der Bomantik her noch
allzuleichtgläubigen König und seinen General keine Erklärung
und Beseitigung des einfachen Thatsachenbestandes.
Als Hansen im Jahre 1879 in Deutschland auftrat, verschrie
man seine ebenso thatsächlichen hypnotischen Experimente
sogleich für Schwindel und Betrug, und musste sie hinterdrein
doch als faktisch anerkennen, Sie erschienen damals
ebenso logisch unmöglich, wie die Geschichte des Bischofs
mit dem durch den finnischen ^Zauberer im Trance wohl
an 50 Meilen weit plötzlich herbeigeholten Trauringe seiner
Frau. Wir haben als objective Beobachter gegenüber dergleichen
gut bezeugten Behauptungen von Ereignissen zunächst
nur die Pflicht, uns nach ähnlichen wohl bezeugten That-
sachen im Gebiete des Mediumismus umzuschauen, sofern
wir nicht selbst in der Lage sind, ähnliche Fälle bei unseren
Medien exakt zu beobachten. Auf dem Worte „exaet" liegt
freilich der Ton, sobald wir selbst in diese Lage kämen.
Bis dahin haben wir uns einstweilen mit der Ueberlieferung
zu begnügen und uns wegen der vollen exaeten Echtheit
derselben gläubig oder skeptisch zu bescheiden. Aber wir
haben nicht das Recht, dergleichen berichtete Thatsachen
als a priori unmöglich, weil offenbar unlogisch, zu verwerfen.
Es würde uns damit ergehen, wie mit der über zwei Jahrtausende
hindurch behaupteten und bis in die Neuzeit
bezweifelten Thatsache, dass Oel die Wellen des Meeres
besänftige. Wenn z. B. der Ehrwürdige Beda (f 735) in
seiner „Historia ecclesiastica gentis Anglorum"
(Angelsächsischen Kirchengeschichte) Hb. III, eap. 15
berichtet, dass ein Presbyter Utta vom heiligen Aidan auf
eine Fahrt zu Schiffe von Nordengland nach Kent, um die
Braut Ostvin's zu holen, den Segen und etwas geweihtes Oel
mit dem Rath erhalten, dasselbe bei einem 'etwaigen Sturme
auf der Heimreise aufs Meer zu giessen1, und dass, als dieser
Fall wirklich eintrat: — „Assumpta ampulla, misit de
oleo in pontum, et statim, ut praedictum erat, suo
quievit a fervore" („Nachdem er die Flasche erfasst, er
von dem Oele in das Meer goss, und sofort, wie ihm vorausgesagt
war, beruhigte es sich in seiner stürmischen Wuth") —,
so werden alle Aufklärer und Naturforscher des vorigen und
jetzigen Jahrhunderts diesen vermeintlichen Wunderbericht
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