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446 Psyohisohe Studien. XY. Jahrg. 10. Heft. (October 1888.)
„Es ist bemerkenswert!^ dass die Heilkraft, die sonst
der Hand des Gottes entströmt, hier auf die Hunde
übergeht, die auch in Nr. 26 als die 'heiligen' heilwirkend
auftreten. (S. darüber die interessanten Studien „-von
& Reinach <Les chiens dans le eulte d'Esculape', 'Revue
archeologique' IV, 129 ff. — Gaidoz, ebenda, S. 117 ff. —
Clermont-Ganneau, 'Receuil d'archeologie Orientale', 1887,
S. 235). Vielleicht sehen die Vertreter des 'thierischen*
Magnetismus darin eine weitere Bestätigung ihrer Hypothese
. Denn da nach ihren Experimenten [die des Stuttgarter
Professors Jäger hat sich Herr H. Biels als darin besonders
verrufen wohl hier absichtlich entgehen lassen! — Ref.]
sogar leblose Gegenstände zu Trägern des Magnetismus
werden können, da Glasplatten, Flaschen, Kleider, Taschentücher
, Locken, namentlich aber Wasser, auf welche Dinge
der Magnetiseur seine Kraft überträgt, dessen Stelle in
Abwesenheitsfällen ersetzen können, so ist nicht zu verwundern
, dass Asklepios auch vierbeinige Assistenten mit
seiner Kraft ausgerüstet hat, welche im Verein mit ihm oder
auch in seiner Abwesenheit agiren konnten. Noch weniger
verwunderlich ist es, dass die Schlange, welche dem
Heros Asklepios als stehendes Attribut zukommt, und die
überhaupt ein geheimnissvolles Geschöpf ist, in den Dienst
des Epidaurischen Heilcultus getreten ist.u (S. 37—39.) —
Aber wäre das keine Ironie, sondern Herrn Diels eigene
ernsthafte Ansicht, dass man mit dem wirklichen thierischen
Magnetismus nicht bloss auf den Hund kommen könne?
Entschieden haben wir nunmehr das Recht, aufs stärkste
zu bezweifeln, was er Eingangs seiner Abhandlung behauptet:
— „Allerdings bilden jene Ti>nipelb eilungen und Incubationen
der Asklepiadentempel eine genau entsprechende Parallele
zum modernen Treiben jener industriellen Medien (wie z. B.
Mesmer und Puysegur, Stade und Eglington u. A.). Ich fürchte
nur, dass, wenn man den Schleier von den antiken Geheimnissen
hebt, ein Resultat zum Vorschein kommt, das den
ehren werth en Anhängern der wissenschaftlichen Mystik
ebenso überraschend wie belehrend sein dürfte. — Wir
können diesen Schleier lüften, seitdem uns die offiziellen
Akten der Asklepiospriester vorliegen, wie sie auf dem
Höhepunkte dieses Cultus, im Glänze eines in der
ganzen Welt damals anerkannten Heilrufes auf herrlichen
Steintafeln eingemeisselt worden sindk< (S. 30). — War das
3. Jahrhundert v. Chr. wirklich der Höhepunkt der
Tempelheilungen durch Incubation? Wir nicht allein, er
selbst bezweifelt das, indem er auf noch ältere Berichte
älterer Tafeln zurückverwiesen hat Und selbst von den
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