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du Prel: Die praktische Verwerthung des Hypnotismus etc. 491
bringen und den Forschern empfehlen, hier die Hebel anzusetzen
.
Zunächst möchte ich den Weg angeben, auf dem ich
zu dieser Hypothese gelangt bin, die sich hoffentlich als
fruchtbar erweisen wird. Es ist in der hypnotischen Literatur
davon die Rede, dass der Hypnotiseur auch die
organischen Funktionen seiner Versuchsperson
regeln kann, die im Normalzustand des Menschen der
Willkür desselben entzogen sind, z. B. Bewegungen des
vasomotorischen Systems.*) Solchen Berichten gegenüber
hatte ich nicht den geringsten Zweifel, weil mir genug
analoge Fälle in autohypnotiseben Zuständen — z. B.
das Stigma, das Versehen — aus der älteren und
neueren Ijiteratur bekannt waren. Eine ganze Reihe solcher
Parallelfälle habe ich in dem Aufsatz: — „Wohin führt
der Hypnotismus?"**} angeführt.
Nehmen wir ein Beispiel aus neuester Zeit. Professor
v. KraffUEUng von der Universität Graz berichtet folgendes
Experiment: —
„24. Februar 1888. — In Gegenwart von Prof. Lipp
bekommt Patientin heute in IP — d. h. im zweiten Stadium
der Hypnose — „einen aus Zinkblech geschnittenen Metallbuchstaben
K nach innen vom linken Schulterblatt auf die
Haut gedrückt, und wird ihr befohlen, dass morgen Nachmittag
genau im Umfang der Platte eine blutrothe Hautfläche
zu finden sein muss. Zugleich wird, um Reizeifekte zu
vermeiden, suggerirt, an dieser Stelle dürfe kein Jucken
entstehen. Darauf wird Thorax und Rücken von Professor
Lipp mittels Gazebinde und Wolle so gedeckt, dass die
Suggestionsstelle absolut unzugänglich ist, der Verband vier
Mal versiegelt, ein Deckverband gemacht, dieser noch zwei
Mal versiegelt und das benutzte Siegel von Professor Lipp
mitgenommen. Patientin weiss offenbar nichts von den
Vorgängen der Hypnose, nachdem sie in I versetzt ist.44 —
„25. Februar, Nachmittags. — Versetzung in IL Prof.
Lipp nebst zahlreichen Aerzten untersuchen den Verband,
finden ihn, sowie die Siegel, unverletzt." —
*) Man vergl. hierzu noch die kleine Schrift des Dr. med. William
Baker Iahnestock zu Lancaster, Pennsylvania: — ,,8tatuvolence."
(Deutsch Leipzig, Oswald Mutze, 1884) X und 46 S. gr. 8° —t welche
im englischen Original weit älter ist als der Hypnotismus in Deutschland
und besonders auf S. 17 vorgenannter Uebersetzung obige Kraft
des Hypnotiseurs, das sonst unbotmässige vasomotorische System zu
lenken, sogar auf den eigenen Willen eines je *en Statuvolikers
überträgt — Die Äed.
**) „P»ycb* Stmd." Januar-Heft 1888.
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