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du Prel: Die praktische Verwerthung des Hypnotismu» etc 493
willkommene Bestätigung meiner monistischen Seelenlehre:
— die Seele, das transcendentale Subjekt, ist
nicht nur vorstellend und denkend, sondern auch
o rg anisirend.
Der Hypnotiseur vermag also die organisirende
Fähigkeit des transcendentalen Subjekts in's Spiel zu setzen;
er kann sie zwar nicht verleihen, aber er kann die vorhandene
zur Thätigkeit veranlassen. Ich schloss nun weiter,
und zwar — wie es die berechtigte, oft aber auch unberechtigte
, weil einseitige Eigenthümlichkeit der Philosophen
ist — a priori: — Wenn der Hypnotiseur die
organisirende Fähigkeit des transcendentalen Subjekts in
eine von ihm gewünschte Richtung zu lenken vermag, so
wird er ohne Zweifel auch die übrigen transcendentalen
Fähigkeiten der Seele beeinflussen und
ihnen eine willkürliche Bichtung ertheilen können.
Soweit gekommen, wollte ich die Sache zunächst
experimentell bestätigen. Da ich jedoch gerade
(Sommer 1887) in der Sommerfrische verweilte, ersuchte
ich Herrn von Notzing in München, der bei den Experimenten
mit unserer Versuchsperson, Fräulein Lina, als
Hypnotiseur thätig war, den Versuch durch die „Psychologische
Gesellschaft" anstellen zu lassen: Er sollte dem
Fräulein in der Hypnose den posthypnotischen Befehl
ertheilen, in der darauffolgenden Nacht von einer bestimmten
Person zu träumen, sich mit dieser in Rapport zu setzen,
den Traum nicht zu vergessen und am Tage darauf zu
erzählen.
Der Inhalt dieses posthypnotischen Befehles war also
eine transcendental-psychologische Funktion im Vorstellungsgebiete
, deren Ausführung auf die normale Schlafzeit verlegt
war. Ich war zum Glauben an das Gelingen des
Experiments berechtigt, weil durch posthypnotische Befehle
Hallucinationen sogar im Wachen erzeugt werden können.
Da nun der Traum wesentlich nichts anderes ist, als eine
Reihenfolge von Hallucinationen, so kann eine posthypnotische
Hallucination offenbar auch in die Zeit des normalen
Schlafes verlegt werden, in demselben sogar leichter eintreten
.
Da nun aber bei wissenschaftliehen Experimenten das
persönliche Vertrauen keine Rolle spielen, sondern der
Verlauf des Experiments allein die ganze Ueberzeugungs-
kraft liefern soll, so überliess ich die Wahl derjenigen
Person, von welcher geträumt werden sollte, den Experimentatoren
; denn übelwollende Zweifler würden eingeworfen
haben, dass ich die Sache mit Lina verabredet hätte.
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