http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1888/0509
Aksakow: Krit. Bemerkungen über Dr. v. Hartmann's Werk. 503
Stande war, einige seltsame Experimente anzustellen. Wenn
sie ihre Hand auf das Instrument legte (welches ich mir
selbst herstellte, indem ich ein Loch an den Rand eines
kleinen Brettchens bohrte und einen Bleistift hineinsteckte,)
und eine Frage stellte, wurde die Antwort mit wunderbarer
Schnelligkeit geschrieben, sogar noch schneller als gewöhnliche
Schrift, und für gewöhnlich recht lesbar, obgleich in
den verschiedenen Handschriften keine im geringsten in der
Bildung der Buchstiben (was ich für einen sonderbaren
Punkt betrachte) derjenigen des weiblichen Operators glich.
Die Dame selbst wusste nicht eher, was geschrieben worden
war, bis sie es gelesen hatte. Bei mehr als einer Gelegenheit
war die mitgetheilte Antwort nur mir selbst oder irgend
einer anderen Person im Zimmer bekannt und konnte daher
nach der Hypothese der unwillkürlichen Thätigkeit nur
durch ei ie Art von Gedankenlesen erklärt werden.
,/Aber das Experiment, auf welches ich besonders Thre
Aufmerksamkeit lenken möchte, ist dieses. Ich hatte die
in Rede stehende Dame mehrere Male mesmerisirt, und wie
gewöhnlich in solchen Fällen konnte sie, wenn sie eingeschläfert
war, keine an sie gerichteten Fragen beantworten,
hatte aber auch beim Erwachen von dem, was sich im
Trance ereignet hntte, keine Kenntniss. (Nebenbei fand
ich, dass, wenn sie Dinge in ihrem wachen Zustande verloren
oder verlegt hatte, sie gewöhnlich sagen konnte, wo sie
waren, wenn sie eingeschläfert war). Ich dachte deshalb
an das Experiment, sie ihre Hände auf das Brettchen legen
zu lassen, wenn sie eingeschläfert war. Nach Stellung einer
Frage w urde eine Antwort wie gewöhnlich geschrieben, und
bevor ich sie selbst las, fragte ich sie dabei, was geschrieben
worden wäre, mit der vollen Krwartung, dass sie es zu
sagen im Stande sein würde. Sie konnte es jedoch
nicht! Nun dürfte dies zu beweisen scheinen, dass die
geschriebenen Worte weder entwickelt wurden aus dem
Gehirn in seinem normalen Zustande, noch aus dem besonderen
Zustande desselben im mesrnerischen SehLif. Wir
müssen daher entweder einen dritten, bisher noch nicht
erforschten Zustand einräumen, oder endlich zu der Vorstellung
einer äusseren übernatürlichen Wirkungskraft
kommen, welche ich gar nicht zuzugeben Willens bin." —
(„Light", March 17, 1883, p. 124).
Der Irrthum des Herrn von Hartmann liegt in der Verallgemeinerung
seiner Behauptung; in vielen Fällen wird
die Schrift das Werk des somnambulen Bewußtseins sein,
aber das schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass sie in anderen
Fällen einer Suggestion (Eingebung) gehorcht, welche
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1888/0509