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518 Psychische Studien. XV. Jahrg. 11. Heft, (No?ember 1888.)
hervor. Es hätte nicht viel gefehlt, so würde König Karl
den ihm angekündigten Besuch des jungen Kaisers
in Stuttgart wegen Krankheit abgelehnt haben. Es soll
der Königin Olga und den Ministern nicht geringe Anstrengung
gekostet haben, den König von seinem Entschlüsse
abzubringen, Krankheit vorzuschützen, um den kaiserlichen
Gast nicht bewillkommnen zu müssen. . . . Und als dies
geschah, soll das Aussehen des Königs an jenem Kaisertage
noch bleicher und krankhafter als früher gewesen sein.
Kaiser Wilhelm soll denn auch wiederholt die dringende
Bitte an den König gerichtet haben, nur ja seine Gesundheit
zu schonen." — So im „General-Anzeiger für Leipzig und
Umgebung" v. 28. Oktober er. mit noch weiteren Ausführungen
in dem Artikel: — „Stuttgarter Hofgeheimnisse" zu lesen,
freilich mit der einschränkenden Bemerkung: — „Was daran
wahr, was daran falsch — wir vermögen es von hieraus
nicht zu kontrolliren" u. s. w. Dem schliesslichen Wunsche
desselben Blattes, „dass von maassgebender Stelle aus
das Stillschweigen gebrochen werde, das bis zur Stunde über
diese ganze Sache bewahrt wird", vermögen auch wir uns
nur anzuschliessen.
Es ist uns übrigens unerfindlich, wie gerade Jesuiten
sich zu derartigen Geister citationen herbeilassen
sollten, da diese ja dergleichen Phänomene hauptsächlich
für Blendwerke des Teufels erklären. Es muss also
doch wohl noch eine ganz eigene Bewandtniss mit ihnen
haben, über die uns die Zeit wohl noch die gewünschten
Aufklärungen bringen wird. Es wäre übrigens nicht unmöglich
, dass die als Jesuiten verdächtigten beiden
Amerikaner so starke Medien für Materialisationen
wären, dass ausser dem Könige selbst die Jesuiten von
dergleichen Erscheinungen frappirt worden sein könnten.
Aber die „Psych. Studien'* und ihre Kreise haben keinerlei
Fühlung mit dem Königlichen Hofe zu Stuttgart, und es
steht dahin, ob sein Spiritismus dem unsrigen verwandt,
geschweige identisch mit ihm sein würde. Den gegen
allen und jeden Spiritismus in diesen Sensationsberichten
erhobenen versteckten Vorwurf
aber, als könne nur er solche „unsaubere"
Blüthen treiben, müssen wir weit ab und ganz
energisch von uns weisen. Unser spiritistisches Thun
und Treiben ist lediglich in den Dienst der Wissenschaft
und Wahrheit gestellt, ohne Aussicht auf irgend welche Ehren
oder Belohnung, vilemehr nur mit grossen Opfern an Mühen,
Kuf und Geld verknüpft. Aber wir fragen mit Eecht: Darf
auch ein König oder jeder andere hohe Potentat sich wirklich
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