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528 Psychische Studien, XV. Jahrg. 11. Heft. (November 1888.)
im Aether zu schweben, mit unsichtbaren Wtsen zu verkehren
, um schliesslich, — die Herren Spiritisten werden
verzeihen, — ihr Haus anzustecken, meinend, der Horla} der
ihnen über den Kopf gewachsen, werde dabei den Untergang
finden. — Es ist das eben eine Modekrankheit, wie eine
andere; wer weiss, welch sonderbare Epidemien die Zukunft
noch im Vorrath hat. Ich will mich nicht weiter in die
Sache vertiefen, denn der Zweck dieser Zeilen ist nicht der,
den Zorn der Vierdimensionalen herauszufordern, — mögen
sie für ihre luftigen Lehren die Bezeichnung 'Wissenschaft*
beanspruchen, möge es aber Anderen auch gestattet sein,
darüber die Achsel zu zucken, . . . jeder Mensch hat eben
das Recht, nach seiner FaQon.selig zu werden. — Ich wollte
nur hervorheben, dass Maupassant seinen Horla-süchtigen
Helden scharf und treffend gezeichnet hat Schade; — unter
den Händen eines der Propheten hätte der arme Mann sich
vielleicht zu einem ausgezeichneten Medium herangebildet,
das, von kundiger Hand geleitet, wenigstens nicht so rasch
seiner Auflösung entgegen gegangen wäre!"--So unser
Herr Kritikus. Er ahnt nicht, dass die echte Wissenschaft,
wenn sie sich mit dergleichen Phänomenen des Seelenlebens
befasst, doch dieselben vorerst in ihrem Thatsacbenbestande
constatiren muss, ehe sie an deren Erklärung herangeht.
Und widerspricht sich Herr von Suttner in seinen letzten
Bemerkungen nicht selbst, wenn er kein besseres Mittel
findet, den armen Unglücklichen von seinem Wahne zu
heilen, als ihn zum Medium auszubilden? Er kämpft gegen
den Mysticismus und empfiehlt ihn selbst an letzter Steile!
Es sollte nur ihm selbst etwas Aehnliches passiren, er würde
gewiss gegen seinen obigen Angriff Front machen und sich
selber widerlegen! Die Spiritisten thaten einfach ihre
heilige Pflicht, die Welt auf die Probleme des Mediumismus
und Hypnotismus unbeirrt aufmerksam zu machen, — weil
in ihnen eine Gefahr liegt, die grossen Massen des Volkes
irre zu führen, wenn sie nicht richtig aufgeklärt, sondern
nur als blosser Wahn und Aberglaube, dem gar nichts
Eeelles zu Grunde liege, ä priori negirt und verworfen
werden. Der Hypnotismus ist bereits von der Physiologie
als zünftig anerkannt und in ihre Studienfächer eingereiht
worden; weit verwickelter und schwieriger liegt der Fall mit
dem echten Mediumismus in allen seinen vielverschlungenen
Phasen, die wohl mit Hypnotismus beginnen
können, aber meistentheils nicht wie dieser weiter verlaufen
und enden.
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