Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
15. Jahrgang.1888
Seite: 531
(PDF, 149 MB)
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Seherr Thosz: Aus dem Gebiete des Uebersinnlichen. 531

Land lud er mich ein, ihn recht bald in seiner Residenz 0.
zu besuchen, um dort unsere Schachtourniere fortzusetzen.
Im Monat Mai folgte ich seiner Einladung. Das Schloss,
am Ufer der Oder, auf einer sanften Erhöhung des Terrains
gelegen, ist ein grosses, einst befestigt gewesenes Gebäude,
mit drei inneren Hofräumen von ziemlicher Ausdehnung.
Es war im dreissigj ährigen Kriege durch Wallenstein'sehe
Truppen zerstört, aber kurz nachher in seiner jetzigen
Gestalt wieder aufgebaut worden. Die dem Flusse zugekehrte
Front enthielt die Gemächer des Fürsten und seiner Gattin,
während die Gastzimmer und die Schlosskapelle sich in dem
rückwärtigen Trakte befanden. Gleich am Tage meiner
Ankunft wurden die Schachpartien wieder aufgenommen,
nur musste man Abends schon um 10 Uhr auseinander
gehen, weil dies die Rücksicht auf die Gesundheit des hochbejahrten
Hausherrn so erforderte. Der zur Zeit in C.
weilende Bruder der Fürstin, Graf von B—F., ein Verwandter
von mir, bot mir an, mich nach meinem weit entfernt gelegenen
Zimmer zu geleiten. Ein Tross Diener folgte mit
Leuchten in der Hand. Wir durchschritten eine lange Reihe
von Korridoren, bis wir das für mich bestimmte Gastzimmer
erreichten. Dasselbe bildete ein grosses Quadrat* Ausser
der Eingangstbür, die den zwei grossen Fenstern gegenüber
lag, gab es noch eine andere Thür, welche nach einem
Nebenzimmer führte, das keinen andern Ausgang hatte. In
dem Winkel zwischen beiden Thüren stand ein Porcellan-
ofen, und zwischen ihm und der Eingangsthür mein Bett
B. führte mich auch in das Nebenzimmer, wobei er erwähnte,
dass er diese Räume einige Jahre früher ebenfalls bewohnt
hatte. Dann wünschte er mir „Gute Nacht", mit einem
sarkastischen Lächeln, das mir im Augenblick nicht auffiel.

Auf dem Nachttisch neben meinem Bette standen zwei
Kerzen nnd eine Karaffe Trinkwasser nebst Trinkglas. Ich
legte mich nieder und begann in Gewinns^ „Einleitung zur
Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts" zu lesen, eine
Lektüre, die gewiss nicht nervenaufregender Natur ist.
Ungefähr eine Stunde mochte ich gelesen haben, als ich ein
Geräusch hörte, so etwa als wenn eine Schwalbe längs
der Wände hinflöge und sie streifte. Ich blickte auf, sah
Nichts und las weiter, das Geräusch einem Knistern der
Tapeten zuschreibend. Plötzlich höre ich ganz deutlich
Schritte im Nebenzimmer, so deutlich, dass ich auch heute
uoch, wenn ich vor Gericht Zeugenschaft ablegen müsste,
ohne Besinnen und auf Ehre und Gewissen den Eid leisten
würde, den Schall menschlicher Schritte vernommen zu haben.
Ein Zweifel war unmöglich; und doch war ich mit B. in dem

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