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Sehen* Thosz: Aus dem Gebiete des Uebersinnlichen. 537
ihr genau bezeichneten Stelle einer gewissen Mauer ein
eiserner Kasten eingemauert sei, in welchem sich Dokumente
befänden, welche über ihr Schicksal Aufschluss gäben.
Prandau Hess die Mauer an der bezeichneten Stelle aufbrechen
; der eiserne Kasten war thatsächlich dort vor-
handen. Ueber den Iahalt des Kastens bewahrte Prandau
Jedermann gegenüber tiefes Stillschweigen. Nur eine
Ausnahme soll er gemacht haben, und zwar zu Gunsten
der ihm befreundeten Herzogin von Meiningen, welcher er
die Truhe sammt den Dokumenten geschenkt hätte. Doch
positiv Gewisses wusste man hierüber nicht. Der Spuk mit
den Möbeln hat sich seither nicht mehr wiederholt.
Soweit die Erzählung der Vorgänge in Valpo, deren
Richtigkeit auch von den anderen Anwesenden ganz
bestimmt bestätigt wurde. Die Aehnlichkeit der Vorkommnisse
in Valpo mit jenen in Stubendorf ist unverkennbar
. In beiden Fällen tritt eine offenbar unstoffliche
Menschengestalt vor das leibliche Auge einer oder mehrerer
Personen, und die in den Zimmern befindlichen Möbel oder
sonstigen Gegenstände bewegen sich ohne sichtbare Ursache.
Die autonome Bewegung der Zimmergeräthe, so unbegreiflich
an sich sie auch ist, erscheint doch weniger überraschend,
wenn man sich meine Erlebnisse in Schloss 0. gegenwärtig
hält. Wenn dort der — „Geist" (oder wie soll man es
nennen? ich finde keinen bezeichnenderen Ausdruck dafür,)
die Fähigkeit hatte, eiaen ohrenbetäubenden Lärm hervorzubringen
und ihn zugleich auf sein Gebiet, den Zimmerraum,
zu beschränken, so ist es nicht wunderbarer, wenn andere
„Geister" die Fähigkeit hätten, Möbel in Bewegung zu
setzen. Ist es doch uns lebenden Menschen möglich, durch
die in uns wohnenden magnetischen Kräfte, z. B. einen
Teller sich im Kreise drehen zu machen, oder einen Tisch
von der Stelle zu schieben, was ich beides wiederholt
gesehen. Zieht man diese allbekannte Thatsache (der
lächerliche Mysticismus, der eine Zeit lang mit dem „Tischrücken
" getrieben wurde, ändert an der einfachen Thatsache
nichts) in Rücksicht, so erscheinen die Vorgänge mit den
Zimmergeräthen in Stubendorf und Valpo nicht mehr so
unbegreiflich, als wie es im ersten Augenblick den Anschein
hat. Auch das Erscheinen einer un stofflichen Figur in
Menschengestalt kann nach dem, was in Stubendorf
konstatirt und ausserdem in vielen Fällen beobachtet wurde,
nicht mehr besonders überraschen. Es sind jedoch in dem
vorliegenden Falle Umstände damit verknüpft, welche
geeignet sind, Misstrauen in die volle Richtigkeit der Erzählung
wachzurufen. Was soll man dazu denken, dass
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