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Wittig: Der Spiritismus in Gesellsch. eines Königs verleumdet. 565
„Das Pokerspiel, welches König Karl mit den Amerikanern
spielt, soll demselben ein ausserordentliches Geld kosten;
der spiritistische Humbug, den dieselben treiben, wird
natürlich vielfach besprochen. Auch dass König Karl trotz
der Haltung der französischen Bevölkerung und Regierung
wiederum nach Nizza gegangen ist, macht keinen mgenehmen
Eindruck Nehmen die französischen Blätter doch sicher
jetzt die Miene an, als hätte sich König Karl durch seine
Reise nach Nizza unter französischen Schutz gestellt! Selbst
für den so gewandten Staatsminister von Mit Ina cht erwächst
durch alle diese Dinge eine kaum durchführbare Position.
Dies um so mehr, als weder der Gesundheitszustand, noch
die Gemüthsverfassung des Thronerben Prinzen Wilhelm die
besten sein sollen. Da auch dieser kernen Erben hat, so
steht bekanntlich der Uebergang der württembergischeu
Krone auf den katholischen Zweig des Hauses in Aussicht1
Aus diesen Mittheilungen ergiebt sich nicht nur eine
ganz bedeutende Modifikation und Einschränkung, sondern
auch eine vollständige Verschiebung des Inhalts der jüngst
zuerst aufgetauchten und von uns bereits im 1. Artikel
mitgetheilten verleumderischen Gerüchte über den König.
Nach diesen wären die beiden letzten abenteuernden
Freunde Desselben ja gar nicht dem Jesuitismus dienstbar,
sondern der Eine von ihnen, Mr. Woodcock, wäre sogar ein
früherer Prediger einer evangelischen englischen Gemeinde
, Durch ihn gerade wären Spiritismus und Katho«
licismus verdrängt worden, welche vor Jahren unter dem
nun verstorbenen, streng katholischen Freiherrn v. Spitzembery,
der übrigens von altem Adel und ein Ehrenmann gewesen
sei, in Folge einer glücklichen Magnetisirung des
Königs, erst einigen Einfluss auf diesen gewonnen hätten.
Aber spiritistischen Unfug, Humimg, unheilvolle
Komödien, unsauberen Handel a. s. w., wie
man unsere Sache ohne Unterschied zu beschimpfen beliebt,
sollen auch diese Amerikaner jetzt noch am Hofe des Königs
treiben. Je weniger man davon wirklich weiss, desto
grösseres Gewicht legt man ersichtlich mit auf
diesen aller Welt dunkel und mystisch, und
deshalb um so schreckhafter, klingenden Umstand
. Es ist gerade so, wie wenn man früher, und selbst
jetzt noch, auf ein neueres päpstliches Verdammungsurtheil
hin, in gut katholischen Kreisen von dem „Teufelsbunde
der Freimaurer" reden hörte. Wer sich in ihn aufnehmen
liess, wurde angeblich zuletzt vom Gottseibeiuns, wie Faust
vom Bösen, geholt oder in Stücke zerrissen, oder starb auf
irgend eine unerklärliche Weise ganz plötzlich eines unvor-
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