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566 Psychische Studien. XV. Jahrg. n. Heft. (December 1888.)
hergesehenen Todes. Könnte nicht auch der Name Woodcock
(zu deutsch: üolzhdhri) an den ehemals im i^aw^-Sagenkreise
Auerhahn gekannten Höllendiener erinnern? Aehnlich sucht
man offenbar den König Karl einzuschüchtern und ihn auf
diesem Wege öffentlicher Skandalisirung zu etwas zu
bewegen, was er aus freien Stücken wohl nicht thun würde,
nämlich ihn vor allen Dingen von seinen bisherigen Freunden
zu trennen, deren Einem er doch durch dessen dringendes
Anrathen einer glücklichen Operation das Leben verdanken
soll. Sind das Alles nicht eklatante Widersprüche in dem
ganzen hetzerischen Kesseltreiben? Und der „nach dem
Zeugnisse der ausgezeichnetsten Männer geistig viel regsamere
und bedeutendere Monarch, als Uneingeweihte
wissen", sollte mit seinem sonst so „festen Willen und seinem
so bestimmten Urtheile" vor allem andern nur blind und
urtheils- und willenlos gegenüber spiritistischen Manifestationen
sein, wie weyland der pieussisehe König Friedrich
Wilhelm IL gewesen sein soll?*) Das glaube, wer kann!
Und wenn König Karl selbst keinen Thronerben besitzt,
und wenn cein voraussichtlicher Thronfolger ebenfalls einer
ähnlichen (xemüthsverfassung verfallen sein sollte, wen
schädigt denn König Karl alsdann durch sein jetziges
Privatleben, bei welchem er doch seine Regierungspflichten
durchaus nicht vernachlässigen,**) von seinen Ministem sich
nicht abschliessen und nicht in menschenscheuer Einsamkeit
*) Man Tgl. unsere Betrachtungen über die Stellungnahme dieses
sehr wohl unt' rrichteten und ausse rgewöhnlieh musikalisch geschulten
Königs zur Geisterscheinung seines verstorbenen Sohnes Alexander
Grafen von der Mark in unserem Artikel: — „Geist-Erscheinung oder
Betrug im Jahre 17*7 r in „Psych. Stud." 1887 S. 277, 323, 378 und
410 &\ —
**) Selbst nicht gegen Kaiser und Reich! Nach dem vielumstrittenen
„Tage buche des verstorbenen Kaisers Irtedrich lll.t(
empling König Kar! zu Stuttgart ilochdenselben als Kronprinzen
und Führer der süddeutschen Truppen kurz vor dem Ausbruche dos
Krieges, am 28. Juli 1870. — Ein halbes Jarr später eilte er sogar
kurz vor dem Friedensschlüsse Kaiser WHhdm^ mit Frankreich persönlich
nach Versailles. Daselbst steht zu lesen: — „23. Februar
1871: ... Es heisst, da^s der König von Württemberg komme." —
„27. Februar: . . . Der König von Württemberg Abends bei mir
rauchend, überaus höflich mit Allen, die ich ihm vorstelle." — Was aber
das „Tagebuch1, nicht erwähnt, ist das freilich nicht gleichzeitige,
sondern weit früher^ Eintreffen des M ed ium lJörne im Hauptquartiere zu
Versailles, woselbst Kaiser Wilhelm J. sich mehrere Seaneen im Spätherbst
1870 erthnlen Hess, über die er sich geäussert haben soll: —
„Wenn ich die seltsamen Dinge erzähle, deren Zeuge ich in Ihrer
Gegenwart gewesen bin, so lacht man mich aus, und dennoch sind es
Thatsachenl" (S. „/>. IK Home: His Life and Mission" By bis
Widow. London, 188b.)
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