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572 Psychische Studien. XV. Jahrg, 12. Heft. (December 1888.)
von dein strafrechtlichen Vorgehen Abstand genommen
werde u. s. w." (wie am Schlüsse sub c). —
e) Die sub a) bis d) vorhergehend mitgetheüten Notken
ergeben nun die offizielle indirekte Bestätigung des Factums,
dass spiritistische Sitzungen stattgefunden haben,
aber ohne ßetheiligung des Freiherrn Woodcock-Savage.
Ueber den eigentlichen Verlauf derselben erfahren wir leider
nichts. Aber in hohem Grade interessant bleiben alle diese
Vorgänge, weil sie ein Zeichen unserer Zeit sind und die
Stimmung der Bevölkerung eines Landes, \n weichein sonst
der Glaube an diese Dinge tiefer als anderswo wurzelte,*)
und der Presse Deutschlands in Bezug aul etwaige spiritistische
oder ähnliche Neigungen eines Königs verrathen,
welcher jedoch königlich genug denkt, um dergleichen
hämische Angriffe als tief unter seiner Würde zu ignoriren
und seine Widersacher straffrei ausgehen zu lassen. Möglicherweise
waren jene Sitzungen keine speziell spiritistischen,
sondern vielmehr zuerst nur magnetische oder hypnotische
Heil versuche, welche auch auf das spiritistische Gebiet
gelegentlich hinübergriffen. Uebrigens haben Ihre Majestäten
der Hochselige Kaiser Wilhelm I. das Medium Home lb71
im Lager von Versailles, der verstorbene Kaiser Napoleon III.
dasselbe und andere Medien, der derzeitige Kaiser Alexander
von Russiand das Medium Egünton vor zwei Jahren in
St. Petersbux-g zu Seancen eingeladen und sind dieserhalb
von der Oeffentlichkeit gänzlich unbehelligt geblieben.
f) Nach einer der „Vossischen Zeitung" aus Stuttgart
zugegangenen Meldung erhielt dem „Schwäbischen Merkur"
zufolge eine dortige hochstehende Persönlichkeit einen eigenhändig
vom König unteren 10. November er. geschriebenen
Brief, worin mitgetheilt ist, dass an diesem Tage vom Freiherrn
v. Woodcock-Savage ein Schreiben folgenden Inhalts in Nizza
eingetroffen sei: — „Ich habe mich überzeugt, dass mein
Verbleiben in der Nähe des Königs nur Ihm und der Regierung
Schwierigkeiten bereitet, die ä tout prix vermieden
werden müssen, weil sie dem König und dem monarchischen
Prinzip gefährlich werden könnten. Ohne meine Schuld bin
ich durch Verleumdung unmöglich geworden. Es ist
nicht Feigheit, die mich bestimmt zu gehen, sondern die
wirkliche Ueberzeugung, dass es durch die letzten Ereignisse
nöthig geworden ist. Die wahren Interessen des Königs
*) Man vergl. „Psych. Stud." Jahrg. 1882 S. 200 ff. „Pfarrer
Blumhard's Krankbeitsgeschichte der (1. D. in Wettlingen", ferner
November-Heft 1883 S. 489 ff.: — „Wahrhafftige und mit vielen
Zeugen bewährte Relation, was sich zu Döffingen» hochfürstlioh würtem-
bergisclier Herrsohait etc., 1714 mercklick zugeüageii bat etc."
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