Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 3
(PDF, 166 MB)
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Schmoll: Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus. 3

Spiritismus. — Gegen den Spiritismus, wie er
meistens cultivirt wird, empfand ich, ieli muss es offen
gestehen, von vorn herein Misstrauen und sogar instinktive
Abneigung. Der Tod ist ein imposantes, gewaltiges Ereigniss.
Der Gedanke an die Geheimnisse, die er in seinem Schoosse
birgt, — in diesen Gedanken liebe ich mich zu versenken,
— erweckt eine feierliche, hohe Stimmung in mir, leiht
meinem Geiste Flügel und entführt ihn zu den Sternen.
Nun verkehren aber, wie die Spiritisten behaupten, die
Verstorbenen auf eine äusserst prosaische Weise mit uns.
Sie reden unsere Sprache, haben unsere Mängel, interessiren
sich für unsere kleinlichen Keifereien, spielen allerhand
dumme Streiche und benehmen sich sogar oft so ungezogen,
dass man ihre Ausdrücke nicht wiederholen kann. Man
citirt sie nach Belieben, und sie kommen auch ganz
pünktlich, heissen sie selbst Pluhn, Sokrates, Jesus, Shakespeare,
Newton oder Goethe; die Aussprüche, die sie erlassen, tragen
aber durchweg den Stempel der entschiedensten Banalität.
Ich gestehe, dass diese Unsterblichkeit mir doch gar zu
platt und entnüchternd erscheint. Ein Astronom versicherte
neulich in den Zeitungen, im Erdscheiu des Mondes (in der
lumidre cendree), und zwar in der Nahe von Aristarque,
einen röthlichen Lichtschimmer wahrzunehmen. Den Abend,
nachdem ich diess gelesen, konstatirte ich die Thatsache
mit meinem Telescope. Wenige Stunden darauf befand ich
mich in einer spiritistischen Gesellschaft, worin der familiäre
Geist des Hauses — ein vor mehreren Jahrhunderten verschiedener
berühmter Arzt — über allerhand befragt wurde.
Auf meine Anfrage, was wohl die Ursache jenes röthlichen
Lichtes bei Aristarque sei, erfolgten vier bis fünf Minuten
Pause, welche das Medium damit erklärte, dass der Geist
sich nach dem Monde begeben habe, um zu sehen. Bei
seiner „Rückkunft" antwortete er: — „Es ist ein in Eruption
befindlicher Vulkan". Diese ehe)) so frische als direkte
Nachricht von unserem Satelliten, welchem trotz der unermüdlichsten
Anstrengungen der Astronomen kein Lebenszeichen
abzulocken ist, und desseu geologische Thätigkeit
ich als längst erloschen ansah, machte mich einigerraaassen
stutzig.

Andern Tags hatte ich Gelegenheit, mit dem mir
persönlich bekannten, vorzüglichen Astronomen C. Flammarion
über die Sache zu sprechen. Er lachte, holte seine „Terres du
Ciel" herbei und zeigte mir die Stelle, wo das gesehene Phänomen
schon vor Jahren auf die einfachste Weise, d. h. durch
die exceptionelle Keflexionsfähigkeit des Aristarchischen
Terrains erklärt worden war. Solcher Fälle könnte ich

i*


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