Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 8
(PDF, 166 MB)
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8 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1889.)

die Behauptung, die Seele finde sich in unserem Selbst-
bewusstsein vor, eine petitio prineipii, eine unbewiesene
Voraussetzung ist. Es ist logisch sehr wohl denkbar, dass
die Seele ausserhalb des Selbstbewusstseins läge, entweder
ganz oder theilweise, so dass Selbstbewusstsein und Seele
Begriffe von ungleicher Ausdehnung wären und die Seele
über das Selbstbewusstsein hinausragen würde. Im Selbstbewusstsein
erfassen wir unser eigenes Wesen, aber es ist
nicht gesagt, müsste vielmehr erst bewiesen werden, dass
das Selbstbewusstsein unser ganzes Wesen beleuchtet. Es
könnte auch das Denken zwar die spezifische Eigenthüm-
lichkeit des Menschen sein, ohne doch darum seine Essenz
zu sein. Die Seele könnte auch noch andere Functionen
haben.

Liesse sich beweisen, dass ein Theil der Seele und
ihrer Functionen uns dunkel bleibt, so wäre damit die
Grundlage für eine neue Seelenlehre gewonnen.
Da nun dieses in der That meine Meinung ist, so möchte
ich lieber den Ausdruck „transcendentales Subjekt"
gebrauchen, worin ausgedrückt liegt, dass der nichtirdische
Theil unseres Wesens uns verborgen, transcendental
ist, d. h. hinter unserem Selbstbewusstsein liegt; denn dem
Ausdruck „Seele" wird unwillkürlich der Sinn jener alten
Lehre, d. h. jeuer unbewiesenen Voraussetzung ertheilt, dass
die Seele ganz im Selbstbewusstsein anzutreffen sei. Wenn
sich aber meine Kritiker, z. B* v. Hartmann, an dem Ausdruck
„transcendentales Subjekt" stossen, so übersehen sie
dabei, dass Kant ganz in meinem Sinne sagt, das trans-
scendentale Subjekt sei uns empirisch unbekannt.*)

Freilich bezeichnet das Wort Seele etwas Bekanntes,
während „transcendentales Subjekt" zunächst nur
ein unbekanntes X besagt. Indessen wird dieses X immer
mehr seinen bestimmten Inhalt erhalten, und vorläufig ist
damit wenigstens der Gegensatz zur alten Seelenlehre
bezeichnet, der stark betont werden muss, weil
dieselbe nicht leben und nicht sterben kann, und kritisch
bereits zersetzt ist.

Wir finden nämlich die psychischen Thätigkeiten
gebunden an den Organismus, und der materialistische
Zweifler wird in alle Ewigkeit sagen, sie seien verursacht
durch den Organismus, Funktionen desselben, die demnach
mit dem Tode des Körpers aufhören müssen. Ein zwingender,
unwiderleglicher, sonnenklarer Seelenbeweis könnte daher
nur aus Functionen geführt werden, die dem Körper nicht

*) Kant II. 428. (Rosenkranz). —


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