http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0051
I
Kurze Notizen. 43
zurückgezogen allein mit einer Gesellschaftsdame für die
Studien des Magnetismus und Spiritualismus. Ein ihr befreundeter
Correspondent im Haag, dem wir diese und die
früheren Notizen über sie erst unierm 19. und 22. November
1838 verdanken, erhielt noch im Januar 1888 von ihr ein
Schreiben, in welchem sie ihm mittheilt, beinahe blind zu
sein, an einer Art Chiragra (Handgicht) zu leiden und sich
sehr schwach zu fühlen. Sie war damals mit Classificirung
ihrer als höchst reichhaltig berühmten Bibliothek, die sie
von ihrem seligen Bruder und dem Grafen tfOurches geerbt
hatte, beschäftigt, und hatte noch immer interessante
Visionen wie früher. In der deutsehen zweiten Ausgabe
der „Pneumatologie"*) von 1876 findet man einen
speziellen Artikel über ihre Reise im Orient. Sie war auch
das berühmte Medium für directe Schrift, über welche das
genannte Buch handelt, und die Sitzungen von Baron
Güldenslubbe's „Cercle" in Paris erweckten vor 80 Jahren
ein sehr grosses Aufsehen. Diese ihre Bibliothek soll sie
für die Leipziger Vertreter des Spiritualismus und dazu ein
Capital von 100,000 Francs hinterlassen haben. Ein Neffe
soll der einzige Erbe sein. Bis dato ist aber von einer
solchen testamentarischen Verfügung in Leipzig noch nichts
Zuverlässigeres bekannt geworden* (Vergl. sub g) und i).
f) Zum Geisterglauben der alten Aegypter.
— Franz Woenig berichtet in seinem A.rtikel i A.lt*
ägyptisches Frauenleben" — („Leipz. Tagebl." Nr. 330 vom
25. November er.) unter Anderem: — „Recht tiefe Einblicke
in das kummervolle Herz eines altegyptischen Wittwers
gewährt uns der interessante Inhalt eines Papyrus zu
Leyden. Der Wittwer ist erkrankt Ein Magier, den
er um die Ursache seiner Krankheit befragt, hat ihm mit-
getheilt, dass seine verstorbene Frau ihm übel wolle. Er
schreibt daher einen bittenden Brief an den weisen
Geist seiner 4mhere, in dem es heisst: — 'Was habe
ich dir denn nur Böses gethan, dass ich mich jetzt in diesem
elenden Zustande befinde? . . ♦ Was habe ich dir denn
gethan, dass du Ha.nd an mich legst, ohne dass gegen dich
Böses begangen ist? Von der Zeit an, wo ich dein Gatte
ward, bis heute, habe ich etwas gegen dich gethan, was ich
zu verbergen hätte? . . . Du wurdest meine Frau, als ich
jung war. und ich war bei dir. Dann verwaltete ich allerlei
Aemter, und ich war bei dir und verliess dich nie, und
bereitete deinem Herzen keinen Kummer. . . Sieh, als ich
Offiziere der Fusstruppen des Pharao sammt seinen Wagen-
käinpier.i unterwies, Hess ich sie herbeikommen, um sich
*) Mit 30 div. (iöistermittheil Leipzig, h. 0. Muize. Fr. 4 M. geb. 5 M.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0051