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40 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 1. Heft (Januar 188H.)
durch die Buchhandlung zu Gesicht gekommen. Wir entnehmen
auch dessen verspäteter Todesnachricht seit dem
11. Juni 1888 die Kunde, dass die Verstorbene seit 1871
alljährlich kürzere oder längere Zeit zu Basel in der
Schweiz sich aufgehalten. Sie sei ein geborenes Medium
und schon als Kind hellsehend gewesen... Die mediumistischen
Kundgebungen mit ihrem Bruder, welcher bemüht gewesen
sei, sie an den Höfen Europas bekannt zu machen, seien
leider überangestrengt worden, so dass Baronin (eigentlich
Baronesse! — sie war nicht verehlicht — Ref.) v. Güldenstubbe
in den letzten Jahren sehr gebrechlich, in allerletzter Zeit
sogar blind und bettlägerig wurde. „Die Geistersehergabe
hatte sich aber bis an's Ende ihres Erdenlebens erhalten.
Sie machte den Eindruck einer gelehrten Frau, sprach nicht
nur mehrere Sprachen, sondern besass auch hervorragende
astronomische Kenntnisse, wodurch sie nicht nur merkwürdig
richtige Horoskope für jeden Menschen stellen, sondern auch
viel richtigere Wetterprophezeihungen als Matthieu de la
Dröme und Coulvier- Gravier stellen konnte. Auch schrieb
sie für die 'Patrie' interessante Artikel über Meteorologie.
Obgleich, besonders in den letzten 20 Jahren, der kleine
und zarte Körper der Baronesse den Eindruck einer achtzigjährigen
würdigen Dame machte, war sie doch nur 5 i Jahre
alt, als sie starb.*) Ihre in mystischer Beziehung reiche
Bibliothek wird wahrscheinlich der städtischen Bibliothek
in Lasel einverleibt werden, da nur entfernte Erben vorhanden
sind, die aber wenig Interesse für die übersinnliche
Weltanschauung hegen.**) Wir hätten gewünscht und
haben es auch erwartet, dass von Paris ans ein umfangreicherer
und genauerer Nachruf erfolgen würde." U. s. w.
— Nach einer anderen Mittheilung hätte die Verstorbene
schon im Jahre 1881 in ihrem letzten Willen ein Legat
von 40,000 Francs für Herrn Besser als Vorstand des Leipziger
Vereins für Harmonische Philosophie" ausgesetzt;
dieses sei aber annullirt worden, als Herr Besser 1885 starb
*) Dies ist ein Irrthum, wie wir an der Hand ihrer eigenen
Angabe in dem von ihr noch zu veröffentlichenden Artikel: — „Die
Doppelgängerin der Mademoiselle Emilie Sagee" ~~ bereits im
December-Heft 1888, S. 57G nachgewiesen haben. Sie starb im
56. Lebensjahre. — Der vorgenannte Artikel kann übrigens noch
nicht in diesen ersten Jahresheften erscheinen, sondern als wichtiger
Beweis für Doppelgängerei erst im folgenden IV. Scblusskapifcel von
des Herausgebers „Kritischen Bemerkungen über Dr. Eduard von
Hartmanrts Werk: 'Der Spiritismus7". — Die Eed.
**) Da wir die oder den Haupterben noch gar nicht kennen,
vermögen wir uns einem solchen Vor-Urtheile nicht an*uschliessen.
Die Eed.
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