Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 50
(PDF, 166 MB)
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50 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 2. Heft, (Februar 1889.)

dürfnisse des Körpers erliegen dem Heroismus seiner Entsagung
; auch die edelsten Regungen der Seele, die Freude,
die Hoffnung, die Theilnahme am Geschick der Welt und
der Menschen, die Sympathie, der Wissensdrang, das
Kunstgefühl, die Begeisterung müssen, da sie dem persönlichen
Bewusstsein stets das Gift neuer Nahrung zuführen
, ausgerottet und in den Abgrund universaler Gleichgültigkeit
versenkt werden. Nur auf diese V\ eise, nur
durch gänzliche Entäusserung des Selbst, sagte mir mein
improvisirter Lehrer, gelange man zur Erkenntniss und
gehe man der überschwänglichen Glückseligkeit des Nirwana
entgegen. Mag sich mit solchen pantheistischen
Ideen befreunden, wer will; mir ist es unmöglich. Denn
ich frage mich: was ist ein Erkennen, was ist ein Empfinden,
welches keinen individuellen Träger hat, welches im Gegen-
theil gerade durch den Verlust der Persönlichkeit bedingt
wird? Wer geniesst die Wonne des Nirwana? Jemand,
oder irgend Etwas? „Nein!" sagt der Buddhist; „denn
alles individuelle Sein ist dort erloschen." Und dennoch
wird diese Wonne empfunden? „Ja; denn was wäre eine
Wonne, die nicht empfunden wird?" — — Die indische
Philosophie, man mag sie auffassen, wie man will, läuft
unvermeidlich auf diesen Widerspruch hinaus; sie ist die
Philosophie der Indifferenz und der Vernichtung,
und nach meinem Verständniss weder tröstend, noch
erhebend. Wenn ich nun schon diesem Lehrgebäude
an sich keinen festen Boden abzugewinnen vermochte, so
war dies noch weit mehr der Fall mit gewissen damit verflochtenen
Anschauungen. So steht z. B. unsere occidentale
Wissenschaft, eben weil sie der phänomenalen Welt
entstammt, in ziemlich schlechtem Rufe bei den Theosophen,
und ist die höhere Erkenntniss nur in der orientalischen
Mystik zu suchen. Wenn die erstere unter anderem behauptet
, dass (von den Asteroiden abgesehen) unser Sonnensystem
acht grosse Planeten besitze, so irrt sie, weil letztere
„weiss", dass dasselbe deren 49 aufzuweisen hat, obschon
sich dieselben vor der Hand noch jeder Beobachtung und
jeder Berechnung entziehen; also 7 mal 7, keinen mehr,
keinen weniger *) Es dürfte noch lange dauern, ehe unsere

*) Es ist, unter Anwendung des Bode^chen Gesetzes, leicht auazurechnen
, dass der letzte dieser Planeten ungefähr 72 Trillionen
mal weiter von der Sonne entfernt sein müsste als die Erde, während
doch bereits in einer Entfernung von i:2ü,C00 Sonnenweiten ein
Fixsternsystem \a Oentauri) anzuheften ist. Diese letztere Entfernung
würde iaum dnem 18. Planeten entsprechen. — Um das
Bruchtheil von Licht und Wärme ?u finden, welches auf den


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