http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0060
52 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1889.)
Mondes und der Planeten „authentischen Offenbarungen
gemäss" aufs Eingehendste geschildert werden. Man erfährt
da unter anderem, dass auf unserem Satelliten das „Mondkalb
", der „dreifüssige Maulaffe" und der „einfüssige
Springer" existiren; auch die sogenannte „blaue Kugel", ein
mit wunderbaren Eigenschaften begabtes Schalthier von der
Grösse einer Melone, ist dort zu finden; die trichterartigen
Höhlungen der Mondkrater, wird ferner berichtet, seien
schauerliche Orte uiid dienen als Straf- und Besserungsanstalten
für Leute, welche sich auf der Erde schlecht aufgeführt
haben. Was den Saturn angeht, so ist der
Beschreibung seiner Zustände ein ganzes Buch gewidmet.
Man erfährt darin Genaues über die dortigen Menschen,
über die „Pyramidenschnecke" und den „Schwertkrebs",
über die „fliegende Kuh", über den Schmetterling „Com",
den Vogel „Mud", den blauen Bär „Ihur", den Elephanten
„Sisterkihi" (?), den Löwen „Horud" mit dem „viereckigen
Kopf"(!), über den sogenannten „Spitzstechfuss „Zigst" (?),
die „riesige Löffelgans", das Monstrum „Bauor mit
dem Waffenauge'' und eine Unmasse anderer ebenso
interessanter Geschöpfe, Das Zeremonial der Heirath bei
den Saturnbewohnern, der Akt ihrer Zeugung und die dabei
in Funktion tretenden Oigane beider Geschlechter sind
Gegenstände, deren Beschreibung ein Ausführlichkeit nicht
das Mindeste zu wünschen übrig lässt. Die extravagantesten
Träumereien eines Anastasias RIreher, eines Cyrano von
Bergerac und eines Swedenborg sind Kinderspiel im Vergleich
zu den unerhörten Albernheiten, welche man in diesen
Büchern zu lesen bekommt. Wenn derartige Anschauungen,
würden sie selbst nur im Sinne symbolischer Traumbilder
aufgefasst, auch nur einen Augenblick das Interesse eines
vernünftigen Denkers zu fesseln werth sind, so liegt überhaupt
kein Grund mehr vor, es nicht mit sämmtlichen
Albernheiten ernst zu nehmen, welche jemals die Thätigkeit
einer krankhaft erregten Phantasie zu erzeugen im Stande
war. Der süsslich - mystische Ton jener Schriften würde
freilich schon allein genügen, die Antipathie jedes klar
Denkenden zu erwecken (man hört darin ein beständiges,
hier und da mit apokalyptischen Beschreibungen abwechselndes
Liebesgeflüster mit Gott, Jesus, den Engeln und
dergleichen); aber unter den Lesern dürften wohl manche
sein, welche an diesem Tone nicht den geringsten Anstoss
nehmen und all den gelesenen Blödsinn ohne Weiteres ihrem
Geiste assimilreru Auf eine derartige Literatur hatte wohl
Baron Hellenbach Anspielung gemacht, wenn er sagte: —
„Ich verarge es .Niemand, wenn er durch irgend welche
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0060