Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 62
(PDF, 166 MB)
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02 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1889.)

„Man macht sich über Visionen und über übernatürliche
Erscheinungen lustig; einige sind aber so bestätigt,
dass, wollte man nicht daran glauben, man, um konsequent
zu sein, alle historischen Zeugnisse bei Seite werfen müsste.
Ein Protokoll in bester Form, versehen m^'t der Unterschrift
von vier glaubwürdigen Zeugen, garantirt die Wahrheit
dessen, was ich erzählen will. Karl XL war ein aufgeklärter
Mann, tapfer, der lutherischen Religion zugethan, von unbeugsamem
, kaltem, positivem Charakter und entbehrte
gänzlich der Einbildungskraft.

Spät, an einem Herbstabend, sass er in seinem Kabinet
im Schlosse zu Stockholm. Er hatte seinen Kammerherrn
Grafen Brahe urd den Arzt Bavmgarten, einen Freigeist
, bei sich. Es schien, dass der König, obwohl ihn die
Gesellschaft langweilte, sich heute scheute, allein zu bleiben.
Der König stand auf, machte einen Gang durch's Zimmer
und blieb vor dem Fenster stehen, das auf den Hof ging.

Das Schloss, in welchem heutigen Tages die Könige
von Schweden residiren, war noch nicht vollendet, und
Karl XL bewohnte das alte Schloss, welches an der
Spitze des Ritterholms liegt und auf den Mälarsee schaut.
Es ist ein grosses Gebäude in Gestalt eines Hufeisens.
Das Kabinet des Königs lag am äussersten Eude, und ihm
etwa gerade gegenüber lag der grosse Saal, in welchem die
Stände sich versammelten, wenn sie eine Mittheilung von
Seiten der Krone erhielten.

Die Fenster dieses Saales schienen im Augenblick von
hellem Glanz erleuchtet. Das kam den König sonderbar
vor. Er glaubte Anfangs, dieser Lichtschimmer käme von
der Kerze eines Dieners her. Was hatte aber ein Solcher
in dem Saale zu schaffen, der seit lange nicht geöffnet war?
Uebrigens war der Lichtschimmer auch zu hell Eine
Feuersbrunst konnte es nicht sein, denn man sah keinen
Rauch, hörte kein Geräusch. Karl blickte eine Zeitlang
schweigend auf die Fenster. Graf Brahe streckte die Hand
nach einem Glockenzug aus und schiokte sich an, einen
Pagen herbeizurufen, der sich nach der sonderbaren Helle
erkundigen sollte; doch der König hielt ihn zurück, „Ich
will selber in diesen Saal gehen*', sagte er. Bei diesen
Worten sah man ihn erbleichen; indess er ging mit festem
Schritt hinaus, der Kammerherr und der Arzt folgten ihm,
Jeder von ihnen eine brennende Kerze in der Hand haltend.

Der Schlossdiener, der die Schlüssel in Verwahrung
hatte, war schon zu Bette gegangen; Baumgarten weckte
ihn und befahl im Namen des Königs, sogleich die Thüren
de» Ständesaales zu öffnen. Die Verwunderung dieses


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