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78 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1889.)
verehrt hatte, und das nach seinem Dafürhalten keinem der
Anwesenden bekannt gewesen sein konnte. Dr. — fragte
hierauf, ob die Vergiftung eine absichtliche war, und der
Geist klopfte hervor, dass es eine solche gewesen, oder auch
nicht gewesen sein könnte; ein selbstverständlicher Widerspruch
, welcher von mehr als einem der Anwesenden herausgefunden
wurde. Der Geist fuhr jedoch fort zu berichten,
dass er 70 Livres Sterling hinterlassen habe, als er starb,
wohingegen Dr.— nur 22 Ls. St. erhielt; noch auf andere
Einzelheiten wurde eingegangen, und zuletzt war Dr.— von
den Enthüllungen so eingenommen, dass er der Gattin des
Schiffs-Capitains, welche in London zurückgeblieben war,
einen Besuch abstattete und ihr entlockte, dass ihr Gatte
zu ihr geäussert habe, er fürchte, dass des Dr.—'s Sohn
vergiftet wurde, und dass er, anstatt Pfefferminze mit
Castor-Oel zu bekommen, als er krank war, preussische
(Berliner) Blausäure erhielt. Eine Abschrift des Schiffsbuches
wurde von den Eigenthümern des Schiffes erhalten,
und Dr. — fand , dass sie ganz wesentlich von derjenigen
abwich, welche ihm von dem Capitain des Fahrzeuges überhändigt
worden war. Es waren noch andere mysteriöse
Umstände mit der Angelegenheit verknüpft, welche wir nicht
mittheilen dürfen, und zuletzt verlauteten solche sonderbare
Geheimnisse, und es war etwas so Unbefriedigendes mit dem
vom Capitain gegebenen Berichte, als er zur genauen
Durchforschung kam, dass Dr. —, wie wir hören, dahin
gelangt ist, einen Criminal-Gelehrten zu befragen im Hinblick
auf ein strengeres Verfahren,
„'Wir geben die Umstände wieder, ohne irgend eine
eigene Meinung auszusprechen. Wir können jedoch hinzufügen
, dass Dr. —, welcher in der Nachbarschaft von Bristol
wohnt, ein Mann von der höchsten professionellen und persönlichen
Achtbarkeit ist.' —
„Dr. ßavey, an dem wir im Oktober 1884 geschrieben,
antwortete uns folgendermassen: —
,,'Redland-road, Bristol.
October 31. 1884.
„'Geehrter Herr! — Es war, wie ich glaube, im
Jahre 1863 dass mir ein Sohn zur See an Gift starb
während seiner Heimkehr von der Westküste Afrikas. Der
Fallfwurde mir, wie ich glaubte, vom Capitain des Schiffes
wahrheitsgetreu berichtet; aber innerhalb jenes Jahres bekam
ich zufällig etwas vom (sogenannten) Spiritualismus zu erfahren
, und in einer Seance zu London erfuhr ich (von
meinem verstorbenen Sohne), dass der Bericht über seinen
Tod, wie er mir von Seiten des Capitains zuging, unwahr
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