Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 116
(PDF, 166 MB)
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116 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 3. Heft. (März 1889.)

diesseitige Alternat wenigstens als ein universell gegebenes
und auf der Architektur und dem Mechanismus
des Himmels selbst beruhendes erscheint; denn alle bewohnten
Welten des Universums sind sphäroidische Körper, welche
sich um sich selbst drehen, und auf welchen jeder Punkt
der Oberfläche also einem beständigen Wechsel von Tag
und Nacht unterworfen ist. Insofern man Planetensysteme,
deren Centraikörper erloschen sind, als todte ansehen muss,
ist eine bewohnte Welt, worauf nicht jeder Ort wechselweise
beleuchtet und verdunkelt ist, gar nicht denkbar. Je mehr
ich mir das Wesen unseres irdischen Alternatszustandes
(tageswaches und Traumbewusstsein) veranschauliche, desto
mehr scheinen mir Analogieschlüsse auf einen höheren
Alternatzustand gerechtfertigt.

Was mir die Hypothese Renaud's noch in anderer Weise
sympathisch macht, ist besonders der Umstand, dass wir
unter dem Einflüsse gewisser Betrachtungen, z. B. indem wir
uns in den Anblick des gestirnten Himmels versenken, zu
einer Begeisterung hingerissen werden können, welche uns
gewissermaassen allem Irdischen enthebt. In diesen Momenten
stürmen Thränen in unsere Augen, wir empfinden ein tiefes,
unaussprechliches Verlangen nach einem höheren, subtiii-
sirteren Sein, unsere Seele möchte dem Körper entfliehen,
um frei und ungehemmt die unermesslichen Gefilde des
Raumes zu durcheilen. Wäre ein solches ekstatisches Gefühl
überhaupt denkbar, wenn ihm nicht wirklich ein ihm entsprechender
Zustand zu Grunde läge und vorausgegangen
wäre? Kann es etwas Anderes sein als ein Reflex, oder gar
bereits die Vorahnung eines solchen Zustandes ? Und sollte
man darauf verzichten müssen, dass diese Ahnung sich
jemals verwirkliche? — Die erhabensten Conceptionen des
Genies muss ich ansehen als Reminiscenzen, als Wiederklänge
aus einer Existenz, deren der Sterbliche sich hienieden
nicht mehr bewusst ist, von welcher er aber wieder vollen
Besitz nimmt, sobald die irdischen Eindrücke ihrerseits dem
Unbewussten anheimgefallen sind.

Es giebt freilich Menschen, theils gelehrte, theils ungelehrte
, welche niemals Begeisterung empfunden haben, oder
welche derselben sogar gänzlich unfähig sind. Solche
Menschen schlafen vermuthlich zu fest, so wenig sie es
auch zugeben werden.

Nach H. Renaud wären wir gezwungen, noch oft auf
diese widerwärtige Welt zurückzukehren; aber selbst mit
dieser so wenig erfreulichen Aussicht könnte ich mich fast
versöhnen, indem ich mir sagte, dass, wenn man nach ein
paar hundert Jahren wieder hier erscheinen müsste, die


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