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du Prel: Es giebt ein transcendentales Subjekt
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tische Spaltung, ist in der That zugleich Erklärungsprinzip
unseres Wesens* Die Beschaffenheit der körperlichen Organe
entspricht den Zwecken des transcendentalen Subjektes, und
speziell das Gehirn ist als Orientirungsmittel für die sinnliche
Welt gebaut; es ist — wie man in Schopenhauer1 scher Sprache
sagen könnte — objektivirter Erkenntnisswille, Das trans-
scendentale Subjekt, welches ein denkendes Gehirn schafft,
muss selber ein denkendes Wesen sein. Funktion und Organ
können nur begrifflich getrennt werden. Ist die Funktion
zweckmässig, so muss auch das Organ durch ein zweckmässig
wirkendes Prinzip entstanden sein.
Der Materialist, der das Denken als Funktion des
Gehirns bewundert und nicht weiter sich besinnt, gleicht
einem Mechaniker, der vor einer Dampfmaschine den Hut
abzieht, statt vor James Watt. Der Pantheist aber grüsst
zwar nicht die Maschine, aber er übersieht doch den daneben
stehenden Erfinder — das transcendentale Subjekt — und
grüsst in's Blaue.
Die Hypothese eines transcendentalen Subjektes
erklärt also das Organisiren, das normale Denken und das
mystische Denken, also drei Funktionen, monistisch aus Einer
Quelle. Dem Materialisten aber fällt der Mensch in
drei grundverschiedene Bestandtheile auseinander. Die
mystischen Phänomene erklärt er gar nicht, und sein
Versuch, wenigstens Denken und Organisiren monistisch, der
Materie zuzuschieben, ist allein schon aus dem Hypnotismus
/,u widerlegen; denn wenn das Denken Funktion der Materie
wäre, so könnte nicht umgekehrt die organische Bildung
Funktion des Denkens sein, wie z. B. beim hypnotischen
Stigma.
Ist der Materialismus zu einer Dreiheit genöthigt, so
der Pantheismus wenigstens zu einer Zweiheit, um den
Renschen zu erklären. Schopenhauer und v. Hartmann anerkennen
nämlich Beide sowohl die mystischen Fähigkeiten
der Somnambulen, also auch das organisirende Prinzip,
verbinden sie aber nicht zu einem transcendentalen Subjekt,
sondern verlegen beide in die Weltsubstanz. Von dieser
abgesehen, ist ihnen der irdische Mensch der ganze Mensch.
Hei Schopenhauer erklärt es sich daraus, dass er den Somnambulismus
erst in seinem hohen Alter kennen lernte;
bei v. Hartmann erklärt es sich daraus, dass er die ältere
Literatur über den Somnambulismus nicht kennt, sondern
nur einige moderne Schriften, worin materialistisch denkende
Aerzte einige ganz und gar ungenügende Concessionen
gegenüber dem Hypnotismus gemacht haben. Schopenhauer
hatte nur eben noch Zeit, seinen letzten Schriften Capitel
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