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15 \ Psychische Studien. XVT. Jahrg. 3. Heft. (Witz 1889.)
der geschlossenen Schnur angebracht hätte; während bei
Stade nachweislich unter guten Beobachtungsbedingungen,
die uns der doch sonst, wie Herr Bölsche anerkennt, „gesinnungslautere
" und wenigstens „mit einer gewissen wissenschaftlichen
Competenz in der unmittelbaren Beobachtung"
ausgestattete Astrophysiker Zöllner auf sein Ehrenwort
versichert und ganz genau dargelegt hat, keine solchen
Knoten vorher da waren, noch auch da sein konnten! Wird
der Physiker Herr Bölsche, ehe er wieder über den Astrophysiker
Zöllner schreibt, endlich einmal dessen „Wissenschaftliche
Abhandlungen" und besonders seine Experimente
mit Stade sorgfältig durchstudiren und uns an der Hand
derselben seine Widerlegungen entwickeln? Das wäre der
erste Schritt für die Exactheit seiner Physik gegenüber
der vermeintlich so unexacten Telepathie und
spiritistischen Medienfrage. Dann erst könnten
wir mit ihm weiter über die Frage der Hallucinationen
und Visionen sprechen. Wie aber der „feinere" Spiritismus
über das Fernfühlen ohne Sinne und sinnliche Ver-
mittelungsagentien denkt, das hätte er längst in den „Psych.
Stud." schon in ihrem X. Jahrgang Mai-Heft 1883 S. 222 ff.
finden können, wenn er sich nur ernstlich und gewissenhaft
damit hätte beschäftigen wollen, und nicht bloss, um einen
schnellfertigen Artikel gegen Spiritismus und Telepathie
zu schreiben.
Herr Bölsche muss auch andern Denkern und Forschern,
die ihm doch sicher näher stehen als wir, mit seinem bereits
von uns widerlegten Standpunkte nicht genügen. In einer
kritischen Besprechung: — „Kultur und Technik" („Grenzboten
" Nr. 43 v. 18. Oktober 1888) über de* Ingenieurs
Joseph Popper in Wien jüngste Schrift: — „Die technischen
Fortschritte nach ihrer ästhetischen und kulturellen Bedeutung
" (Leipzig, Meissner, 1888) — heisst es am Schlüsse:
— „Das Elrgebniss seiner Untersuchung steht in vollem
Einklänge mit seiner Weltanschauung, ist aber höchst überraschend
, wenn man die Hymnen anderer Techniker über
die Herrlichkeit unserer Zeit hört. Sehr gut wäre es, wenn
naturalistische Aesthetiker vom Schlage des Herrn Bölsche
sich von diesem Fachmanne belehren liessen." — Ein weiterer
Artikel, („Grenzboten", No. 1 v. 3. Januar 1889), betitelt
: — „Die jüngste Schule" — hat uns S. 32 noch etwas
näher über Herrn Bölsche belehrt. Er gehört zu der Litte-
raturrichtung, welche sich „die Moderne" im Gegensatz zur
„Antike" nennt und Männer, wie Conradi, Karl Henckell,
Sünde, Wolf gang Kirchbach, Paul Fritsche, Eugen Wolff, Zolds
Schüler Alberti, Max Kretzer, Heinrich Hart, Karl Bleibtreu etc.
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