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162 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1889.)
Gespräch mit Karl Wolter gewesen, der vor ihm stand, als
zwischen ihnen Beiden hindurch ein Gegenstand flog; für
Thiele, der nur den Zeugen im Auge hatte, ist, wie er sagt,
jede Thäterschaft des damals fünfzehnjährigen Knaben ausgeschlossen
. Ebenso hat Thiele mehrfach vor zahlreichen
Zuhörern die auch im Erkenn fcniss aufgeführte Aussage des
Zeugen Kupat bestritten, der behauptet hat, er {Thiele) sei
kreidebleich vor Schrecken zu der im Nachbarhause gefeierten
Hochzeit zurückgekehrt. Thiele bezeichnete das als grobe
Unwahrheit.
Der Ortsvorsteher Neumann ist der Flurnachbar der
Böttcher9sehen Eheleute; er hat als der Geschädigte die Klage
gegen den Karl Wolter veranlasst, dabei den ihm erwachsenen
Schaden auf zehn bis zwölf Mark angegeben. Zur Steuer
der Wahrheit sei bemerkt, dass jede der dem Neumann
eingeworfenen sechs Fensterscheiben einen Werth von
höchstens 50 Pfennigen hat, also zusammen circa 3 Mark,
weitere Beschädigungen sind nicht bei Neumann vorgekommen,
alle übrigen nur bei Böttcher^, die aber von der Schuldlosigkeit
des Wolter überzeugt sind und ihn deshalb auch
nicht beschuldigten.
Der alte Böttcher erzählt als Zeuge mit grosser Lebhaftigkeit
die Vorgänge, welche in der Hauptsache den
Lesern schon bekannt sind. Böttcher hebt unter Anderem
besonders hervor, dass Karl Wolter mehrfach im Zimmer
gewesen sei, als der auf dem Hofe befindliche festverschlossene
Schweinestall, dessen Verschluss er sogar mit Stricken
sicherte, immer wieder geöffnet und die Schweine hinausgetrieben
seien, dass also Wolter dieses nicht gethan haben
könne. Die lebhafte Beschreibung des alten 2?., mit Gesten
verbunden, über das Umherfliegen der Kartoffeln, Kohlrüben,
Filzschuhe, Pantinen, eines irdenen Topfes und Stiefelknechtes
u. s. w., erregte mehrfach die Heiterkeit der Zuhörer,
ebenso das Vorzeigen des Tiegels, der bei Anwesenheit des
Pfarrers eine Schwebepromenade durch da3 Zimmer gemacht
hat.
Der Hauptzeuge ist auch bei dieser Verhandlung der
Pfarrer Müller aus Bliesendorf bei Werder, der sich voll
bewusst ist, dass er den Hohn der meisten sogenannten
Gebildeten und auch sehr vieler seiner Amtsbrüder auf sich
herabruft, durch die am Schlüsse seiner Erzählung frei und
offen bekannte Ueberzeugung: — „dass er zwar im ersten
„Termine in Werder noch keine Erklärung für diese Erscheinungen
gehabt habe, dass er aber jetzt in Folge
„eingezogener Information und Belehrung zu der festen
, Ansicht gekommen, es sei ein wahr und wahrhaftiger Spuk
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