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172 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1889.)
des Schlafes, der Instinkt der Thiere u. s. w. Was die
Thiere anbelangt, so sind dieselben ihrem Verhalten nach
den Somnambulen zu vergleichen, deren intelligible (oder
transcendentale) Wesenshälfte die phänomenale zu Verrichtungen
veranlasst, an welchen das Denkorgan keinen
Antheil nimmt, und welche dennoch das unverkennbare
Gepräge einer der normalen bei weitem überlegenen
Intelligenz tragen. Man darf also sehr wohl annehmen,
dass nicht allein unser Empfinden, sondern auch unser
Erkennen ein über das Irdische sehr erhabenes ist, sobald
wir, der plumpen Hülle des Leibes entledigt, mit unserem
ganzen Wesen in das Lichtreich des Intelligiblen versinken
»
Ich glaube also, dass alle Eindrücke, welche wir nach
dem Tode von den uns umgebenden Dingen empfangen,
mit den irdischen Eindrücken nichts mehr gemein haben;
wenn aber die Anschauungen der ätherischen Wesen anderer,
höherer Natur sind als die unsrigen, so können sie sich
offenbar nicht mit letzteren zu gegenseitiger Mittheilung
verschmelzen. Das Verhältniss jener Wesen zu uns Erdengeschöpfen
ist in einer gewissen Beziehung demjenigen zu
vergleichen, in welchem wir zu den mikroskopischen
Organismen eines Wassertropfens stehen. Ohne das
Mikroskop bliebe uns die Existenz dieser winzigen Geschöpfe
ebenso verborgen, wie ihnen thatsäcblich die unsere ist. Die
Eigenartigkeit ihres Empfindens. Wahrnehmens und Erkennens
würde jeden Verkehr zwischen ihaen und uns
unmöglich machen, selbst wenn sie mit einem gewissen
Grade von Intelligenz begabt wären; sie bewegen sich eben
in einer uns fremden, unserem Verständniss geradezu unzugänglichen
Sphäre. Unsere Erhöhung im Tode darf
aber keinesfalls als ein „Sprung in der Natur" angesehen
werden. Was wir sein werden, sind wir schon jetzt, wie
diess schon Kant dargethan hat; nur schläft unser höheres
Ich in uns alsUnbewusstes, so lange wir auf Erden
wandeln, während es im Tode wieder Besitz von sich selbst
nimmt.
Das Jenseits. — Wer an das zukünftige Leben
glaubt, kann wohl kaum vermeiden, dass sich die Frage
an ihn herandrängt, wie dasselbe beschaffen und was davon
zu hoffen sei. Er ist aber hierbei vorzugsweise an sein
Gefühl verwiesen, da der Glaube an unsere individuelle
Portdauer nach dem Tode und Alles, was damit zusammenhängt
, offenbar weit mehr Gefühls- als Vex*standessache ist.
Die Idee, die ich mir davon mache, und die mir weder
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