Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 175
(PDF, 166 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0183
da Prel: Es giebt ein transcendentales Subjekt. 175

die somnambulen Fähigkeiten auf zwei grundverschiedene
Quellen zu vertheilen, was nicht nur bedenklich, sondern
sogar unlogisch ist, weil im transcendentalen Subjekt eine
einheitliche Quelle sich uns bietet. Hartmann vermehrt also
ohne Noth die Erklärungsprinzipien. Für ihn ist der
Somnambulismus ein krankhafter Zustand, — die bekannte
Verwechslung von „causa" und „conditio", — worin die
latenten, unbewusst gewordenen Fähigkeiten der niederen
Nervencentren wieder bewusst werden. Wo aber das nicht
ausreicht, z. B. beim Fernsehen, dort zieht er die zweite
Quelle heran, indem er „Telephonanschluss" an die Weltsubstanz
annimmt. Auf diese Weise wird der somnambule
Mensch zu einem blossen Spukort theils seiner biologischen
Ahnen, theils der Weltsubstanz. Einen solchen Somnambulismus
habe ich wenigstens noch nie beobachten können.

Das untersinnliche ßewusstsein, das unseren
ßeflexthätigkeiten und Instinkten zu Grunde liegt, und
worin wir einen in der biologischen Vererbung allmählich
unbewusst gewordenen Niederschlag von Handlungen und
Vorstellungen zu sehen haben, die auf früheren Stufen vom
sinnlichen Bewusstsein begleitet waren, kommt nach von
Hartmann im Somnambulismus wieder zur Geltung, und er
wirft mir vor, dass ich dieses untersinnliche Bewusstsein
niederer Nervencentren mit einem übersinnlichen verwechsele
.

Nach dieser Ansicht wären also die somnambulen
Fähigkeiten — mit Ausnahme der aus dem „Telephon-
anschluss" zu erklärenden — ein atavistischer Rückschlag
auf eine frühere biologische Stufe. Nach der
mystischen Autfassung dagegen sind sie Fähigkeiten eines
transcendentalen Subjektes und gleichzeitig Andeutungen
einer biologischen Zukunft, weil eben das transcen-
dentale Subjekt es ist, welches im biologischen Prozesse
thätig ist und die organischen Formen steigern wird.

Nehmen wir als Beispiel den Heilmittelinstinkt
der Somnambulen, und sehen wir zu, ob der Pantheismus
oder der Individualismus ihn besser erklärt. Der
Gedanke v. Hartmann's liegt sehr nahe, darin ein Wiederaufleben
des thierischen Nahrungsinstinktes zu sehen, ja
eine solche Andeutung findet sich sogar bei Mesmer selbst,*)
der allerdings den Somnambulismus nicht dargestellt hat
und nur ungenügend kannte. Ich muss nan aber in diesem
Falle päpstlicher sein, als der Papst, und über Mesmer
hinausgehen. Wäre der somnambule Heilmittelinstinkt

*) Mesmer■; — „Aphorismen". 190. 191.


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