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du Prel: Es giebt ein transcendentales Subjekt. 179
schrieb: — „Ich habe nicht Zeit, Timen einen kurzen Brief
zu schreiben, daher schreibe ich einen langen."
Ich habe auch die Hypothese eines transcen-
dentalen Subjektes in induktiver Weise begründet,
indem ich ihr das Fundament von Erfahrungsthatsachen
gab; denn auch dadurch ist uns die Philosophie verleidet
worden, dass sie sich nicht genug an der Erfahrung orientirte,
und sogar in ein blosses Spiel mit Begriffen verfiel, wobei
man beständig die Mühle klappern hörte, aber kein Mehl
zum Vorschein kam. In diesem Sinne hat jüngst ein
Witzbold in den „Fliegenden Blättern" — vielleicht ein
bekehrter Hegelianer — die Philosophie definirt als
„systematischen Missbrauch einer eigens zu diesem Zwecke
erfundenen Terminologie". Freilich wird die Philosophie
niemals eine blosse Erfahrungswissenschaft sein, und die
logische Bearbeitung des Erfahrungsstoffes wird immer die
andere Hälfte ihrer Aufgab«4 bleiben. Daher sollte sie zu
ihrer Devise die schönen Worte des Bacon von Verulam
nehmen, • welcher sagt: — „ Diejenigen, welche die Wissenschaft
bearbeiteten, waren entweder Empiriker, oder
Dogmatiker. Jene sammeln und gebrauchen nur, wie die
Ameisen; letztere aber, welche mit der Vernunft beginnen,
ziehen, wie die Spinne, das Netz aus sich selbst heraus.
Das Verfahren der Bienen steht zwischen beiden. Diese
ziehen den Saft aus den Blumen in Gärten und Feldern,
aber behandeln und ^erdauen ihn durch eigene Kraft.
Aehnlich ist das Geschäft der Philosophie." *)
Wer so verfährt, wird dem, was er zu sagen hat, auch
die Form eines Extrakies aus Erfahrungsthatsachen geben
können, die aber doch liinaufweisen in jene unbekannte
Region, in welche wenigstens mit dem ♦ Gedanken einzudringen
nun einmal die eigentliche Aufgabe ist, die sich der
Philosoph stellt.
*) Bacon: - „Nov. Org." I. §. 95.
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