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192 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 4. Heft. (April 1889.)

welche wir in einer bei der Seance anwesenden und den
Verstorbenen kennenden Person noch voraussetzen konnten,
existirt nicht mehr. Mithin kann man nur zum reinen
Hellsehen greifen; aber jeder Fall des Hellsehens hat seinen
Daseinsgrund, und in allen diesen Fällen, ist die wesentliche
Bedingung, das „intensive W illensinteresse",
auch nicht vorhanden, um, sei es einen „Telephon-
anschluss im Absoluten" zwischen dem Medium und den
Lebenden (den Freunden des Verstorbenen, und nicht dem
Verstorbenen selbst, welcher = 0 ist), sei es einen directen
Rapport des Mediums mit dem „absoluten Wissen des
absoluten Geistes" (S. 79), herzustellen.

In der That, giebt es die geringste vernünftige Möglichkeit
, zuzugeben, dass das Medium — nehmen wir den
Fall der Mrs. Conant — an einem bestimmten Tage und zu
einer bestimmten Stunde der Woche seinen Platz in der
Redaction des „Banner" einnehmen kommt, um einige
Augenblicke später in Rapport mit dem Absoluten zu
treten, wovon das Resultat ist, durch den Mund des im
unbewussten Zustande befindlichen Mediums ein Dutzend
Verstorbener nach einander sprechen zu lassen? Würde
man damit das Absolute nicht Comödie spielen lassen?
Denn „das absolute Wissen" muss doch wohl nach dieser
Theorie wissen, dass diese Verstorbenen nicht mehr existiren,
und die Rolle, welche es sie so vor dem Medium spielen
Hesse, würde nur eine lächerliche Lüge sein, die mit der
Idee des Absoluten selbst sieh nicht vertrüge.

Wie sehr die Sache ausserdem undenkbar ist, hat Herr
von Hartmann sich die Mühe genommen, uns selbst zu erklären
: —

„Uebrigens scheint das eigentliche Hellsehen bei
professionellen Medien nur deshalb nicht vorzukommen, weil
die Anwesenden meist fremd und ohne tiefere Gemüths-
theilnahme gegenüberstehen, und deshalb das Willensinteresse
zur Anknüpfung der wurzelhaften Kommunikation fehlt. Für
die Vorstellungsübertragung, an welcher die Medien ein
Interesse haben, reicht die Induction der Hirnschwingungen
aus, so dass gar kein Bedürfniss zur Herstellung einer
rückwärtigen Telephonverbindung vorliegt; für die vergangenen
und künftigen Schicksale der Sitzungsteilnehmer
und ihres Verwandten- und Freundeskreises kann aber noch
viel weniger ein so tiefes Interesse erwachen, dass der
unbewusste Wille aus dem absoluten Wissen seines absoluten
Grundes zu schöpfen sich gedrungen fühlte. Was von den
Spiritisten an ihren Medien für Hellsehen gehalten wird, ist
keines; das eigentliche Hellsehen, die zarteste, wenngleich