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Wittig: Cyriax contra Wittig. 241
Register der Jahrgänge 1874—1881 der „Psych. Studien"
sorgfältig durchgeht, der übersieht mit wenigen Blicken die
Reihe von Kämpfen, welche wir vorerst durch zu fechten
hatten, ehe es dem Leipziger Verein und Dr. Cyriax überhaupt
nur möglich war, diejenige Rolle für einige Jahre auf den
Schultern und auf Kosten der „Psych. Studien" weiter zu
spielen, welche sie zur Täuschung der Aussenwelt dargestellt
haben. Und es muthete mich sofort wie die Sage vom
Rattenfänger von Hameln an, welcher mit seiner Zauberpfeife
sogar die Kinder der Stadt verlockte, als ich sah,
wie Dr. Cyriax durcli seine mediumistischen Versprechungen
einer directen Verbindung mit der Geisterwelt vermittelst
seiner hoclrnspirirten Person die gläubigen Kreise an sich
zog und in ein Ber^labyrinth irriger Vorstellungen hinein
führte, aus dem sich bis heute nur ganz selbstständig
denkende Köpfe vieder herausgefunden haben dürften.
Nun komme ich zum Hauptangriffe des Dr. Cyriax,
worin er sich als Vertheidiger des nun seligen Herrn Besser
aufspielt und mir nach seiner beliebten Taktik ganz übertriebene
Behauptungen gegen diesen unterschiebt, bloss
damit er von seiner so emporgeschraubten geistigen Höhe
herab eine Moralpauke wider mich losdonnern kann. Er
sagt: — ,.Nun aber greift Herr Wütig im Aerger darüber,
dass er die hunderttausend Francs nicht bekommen hat, zur
Lüge und behauptet, dass ich mit Herrn Besser die Frau
Baronin Güldenstubbe in Nizza und Basel besucht hätte, um
sie zu veranlassen, das Testament zu Gunsten de3 Herrn
Besser umzuändern," — Wo steht eine solche übertriebene
Behauptung wörtlich bei mir? Ich habe sie bereits in
meinem I. Artikel im April-Heft 1889 der „Psych. Stud."
als in dieser Fassung unwahr widerlegt. Aber auf Grund
dieser gefälschten Voraussetzung vermag sich Dr. Cyriax
nun wie in einem Steigbügel aufs hohe Moralpferd zu
schwingen und mit demselben mich also anzurennen: —
„Wollen sich die geehrten Leser obige (S. 85 des Februar-
Heftes iSSd der „Psych. Stud." stehende) Insinuation recht
genau ansehen und dann sich die Frage vorlegen, welchen
Charakter ein Mann haben muss, der solche Anklagen einem
Verstorbenen ins Grab nachrufen kann? Pfui! sage ich
über einen Mann, der so etwas vermag. Ob Herr Besser
jemals eine Mark von der Frau Baronin zur Begründung
oder Erhaltung des 'SprechsaaP erhalten hat, weiss ich
nicht, bezweiüe es aber, da ich wiederholt von Herrn Besser
gehört habe, dass die Baronin nur eine Anzahl Exemplare
des Werkes 'Positive Pneumatologie* gegeben habe, um den
Erlös zum Nutzen der Zeitung zu verwenden, und hier wirft
Psychische Stadien. Mai 1889. 16
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