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Kurze Notizen.
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suppliciren bey dem Churfürsten zu Brandenburg, Ew.
fürstlichen Gnaden hertzgeliebten Herrn Vätern, Meinen
gnedigsten Herrn, es dahin befödert, das S. Churf. Gnaden
Derselben verordneten Visitatoren, item die Prädikanten in
Berlin und Cöln, so woll auss beiden Städten, alss Alten
und Neeven Brandenburgk durch abgegangene Schreiben
verordnet, das sie aufn zukünftigen Sonttag zu Spandav
erscheinen, wie der Böese feindt seinen muettwillen und
Tyranney ann die Armen Leutte übet, mitt ansehenn unndt
ihrenn rahtt unndt Meinunge, wie es ferner mit dieser Sachen
antzugreiffen, rnittheilen sollenn/' Wie Graf Lynar es erbeten,
so geschah es: die vornehmsten Theologen aus der Mark
trafen in Spandau zusammen und kamen bei ihrer Berathung
zu dem Schluss, „dass es eine Art einer wahren teuflischen
Besitzung sey". Das Uebel war indessen um diese Zeit
schon im Abnehmen begriffen, denn Graf Lynar fügt in seinem
vom 29. November 1594 datirten Schreiben noch hinzu,
dass von den Besessenen bereits sieben wieder erlöst seien,
und den 17. December gibt, wie schon oben erwähnt, die
Chronik als den Endpunkt der merkwürdigen Erscheinungen
an. — S.
(Aus dem „Daheim" XXV Jahrg. Nr. 28 v. 13. April 1889.)
/) Dr. Schindler giebt in seinem Texte zwar nur kurze,
aber für unsere Zwecke genügende weitere Andeutungen
über spukhafte Erscheinungen. In „Das magische
Geistesleben" (Breslau, Korn, 1857) sagt er S. 307 ff.: —
„Wie es in Amerika nicht pocht ohne ein Medium, so
beobachtete man auch in allen Fällen, wo die Verblendung
nicht das Auge scbloss, dass das magische Tönen sich an
Personen heftete. So wurde bei dem Spuk in Dibbesdorf
ein Knecht verdächtig, in Stockwall bei London die Jungfer
Miss Golding, in Wortbridge knüpfte sich das Pochen an ein
zehnjähriges Dienstmädchen und in Pleaston bei Pathead
an die achtjährige Tochter des Hauses. In Landshut ging
das Pochen von der Tochter einer hochgestellten Familie
aus. Bei der Seherin von Prevorst, dem Mädchen von
Orlach, der Anna Elisabeth Seiler aus Oberufhausen ist der
Zusammenhang ebenso unzweifelhaft wie bei den Schwestern
Fox, den ersten amerikanischen Klopfern. — Nach dem
Tönen . . . gedenken wir vor Allem des Herumfliegens
leichterer Gegenstände. 1679 wurde das Haus der
Wittwe Morse zu Newberry sehr beunruhigt. Oft wurden
Ziegeln, Stöcke, Stücke Holz, Steine und andere Dinge von
unsichtbarer Hand in Bewegung gesetzt; eine lange Stange
tanzt im Kamin auf und ab, ein eiserner Haken wird ins
Zimmer geschleudert, und ein Stuhl fliegt im Zimmer hin
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