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262 ltychische Studien. XVI. Jahrg. (3. Heft. (Juni 1880.)
desswegen, weil während dieser Zeit alle von uns in das
Zimmer des Mediums gelegten Gegenstände, als Spieldose,
Ziehharmonika, Tischgloeke u. s. w., laut klangen und phos-
phorisirt im Zimmer umherflogen. Bei dieser Gelegenheit
gab Abil/a ihrer Freude, dass sie ihre Spieldose wieder
bekommen, lauten Ausdruck. Dieselbe war nämlich, wie
mir gesagt wurde, der Reperatur wegen, einige Zeit fortgegeben
worden.
Da ich aus früherer Zeit schon weiss, dass Musik und
auch Gesang das Experiinentiren sehr erleicht 3rn, so hatte
ich meinem Wiener Enkelsohne, der recht hübsch Zither
spielt # bedeutet, dieselbe mitzubringen und während der
Manifestation zu spielen. Als er einmal eine Pause machte,
bat ihn Abi IIa, weiter zu spielen, und sagte: — „Ach, spiele
doch noch mehr, ich will dazu singen", worauf er bereitwilligst
das Lied intonirte: — „Dang ist es her —, ist es
her — u, s. w.<" Alle Anwesenden hörten erfreut den Gesang
einer lieblichen Kinderstimme, ich möchte sagen, mehr
Flüsterstimme.
Nach Beendigung dieses Manifestationstheils erbat sich
Unterzeichneter die Erlaubniss, ein paar Worte mit der
lieben Abiila sprechen zu dürfen, was ihm in freundlichster
Weise mit den Worten: — „Jawohl, alter Vetter! komm
und setze dich recht nahe an den Vorhang!4* bewilligt
ward. Ich thatfs sogleich und bat die liebe Abiila, sie
möchte mir ein Händchen geben. Dem Verlangen wurde
sofort Folge geleistet, und ich konnte zwar nicht die
ganze Hand, so doch den oberen Theil der Einger, d. h.
mit dem Vorhang zugleich, fassen. Das schien mir, vorausgesetzt
, dass ich nicht sehr irre, keine materialisirte, sondern
eine transfigurirte Hand zu sein, was ich, da mir die
Ehrenhaftigkeit des Mediums hinreichend bekannt ist, wohl
auf dessen Kraftlosigkeit setzen muss. Da ich nur
Wahrheit, und was bei dieser Seance Bemerkenswerthes
vorkam, zu schreiben beabsichtige, so halte ich mich für
verpflichtet, auch Letzteres so zu erwähnen, wie ich es
empfunden habe. Eingeweihte werden mich sehr leicht
verstellen, wenn ich sage: — „Die Transfigurationen dürften
wohl die Ursache der sogenannten Entlarvungen des
scheinbaren Betrugs sein, was sie doch eigentlich gar
nicht sind.
Wegen Beantwortung meiner gestellten Fragen vertröstete
mich Abiila auf die morgende Sei nee, die noch in
Leipzig, aber in einer anderen Familie abgehalten werden
sollte, zu der ich aber, körperlicher Schwäche wegen, da ich
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