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270 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1889.)
nachher dahin sank, da er nicht im Stande war, das starke
Licht auszuhalten. Während des letzten Experimentes stand
„Jeanette" nahe dabei; auf diese Weise befanden sich drei
Gestalten im vollen Anblick.
Selbstverständlich werden alle Skeptiker, mit Einschluss
vieler Spiritualisten, behaupten, dass wir Alle getäuscht
wurden. Gut, dort ist das Bild: wer und was ist es, wenn
nicht die, welche und was es zu sein vorgiebt? Wir wissen
nicht., wie oder woher diese Gestalten kamen; noch auch
wissen wir, wie unser eigener Geist diese ziemlich substantielle
Gestalt von etwa 200 englischen Pfunden Gewicht
materialisirte, noch kennen wir die Natur der Kraft, welche
diese Gedanken auf das Papier überträgt. Es giebt viele
Dinge, die Keiner von uns kennt; aber um des einen willen
sind wir Willens, zu den Füssen unserer theuren alten
Mutter Natur nieder zu sitzen und zu lernen.
Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus.
Brief an einen deutschen Philosophen.
Von /%nton Schmoll in Park
(Nachdruck nur mit spezieller Genehmigung des Verfassers gestattet.)
VI.
(Fortsetzung von Seite 218.)
Materialistische Geistesdispositionen. — Gar oft ist
die Frage an mich herangetreten, auf welchem geistigen
Boden die materialistische Weltanschauung am leichtesten
Wurzel fasst, und da schien es mir denn stets, als sei es
vor Allem der eines masslosen Stolzes. Purer Dünkel ist
es, wenn so mancher kaum der Universität entlaufene
„studirte Herr", dessen akademische Bildung in der Regel
nichts weniger als eine erkenntnisstheoretische ist, seine
materialistischen Ueberzeugungen zur Schau trägt und seinen
Spott auslässt über Jeden, der in der uns umgebenden Natur
etwas zu glauben oder zu bewundern findet. Nil admirari!
(Nichts bewundern!) ist sein Losungswort; denn als „starker
Geist" darf er sich weder zu einem Ausrufe der Bewunderung,
noch zu dem leisesten G-eständniss seiner eigenen Winzigkeit
herablassen. Seine Verstandesthätigkeit darf nur ein<>
rationalistische, sein Kunstgefühl nur ein realistisches sein.
Es schmeichelt seinem Hochmuthe, alles zu verachten, was
Andere verehren, alles Erhabene in den Koth zu ziehen,
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