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278 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1889.)
dem ersten völlig verschieden ist" (daselbst Mai-Heft
1880 S. 209). — Alle verschiedenen materialisirten Gestalten
„können reine Phantasiebilder sein, also subjectiven
Ursprungs; der erzeugende Trieb kann aber auch seine
Entstehung einer objectiven Quelle verdanken. Denn
die Möglichkeit eines Verkehrs mit der Geisterwelt ist
ja doch eine ausgemachte Wahrheit. Es kann sich also
der Fall ereignen, dass das Medium vermittelst einer der
Personen des Cirkels mit einem Verstorbenen, der zu jener
Person eine Beziehung hat, in Rapport gesetzt wird.
Nunmehr kann das Medium, durch Eingebung von
Seiton jenes Verstorbenen, das Bild erschauen, in welchem
derselbe auf Erden gewandelt, und sich in diesem Bilde
materialisiren. Dann haben wir eine Erscheinung, in
welcher eine Person des Cirkels eine ihr bekannte Person
wieder erkennt. — Dass von dem erscheinenden Bilde
mitunter eine Sprache gesprochen wird, welche dem Medium
unbekannt ist, dieser Umstand fordert nicht die Annahme
einer realen Erscheinung von Geistern. Dass Menschen
vorübergehend eine Sprache gesprochen haben, welche sie
nicht erlernt hatten, ist eine alte Erfahrung. Unser Fall
ist, gleich den älteren, die uns bekannt sind, durch Eingebung
zu erklären. Das Medium ist durch den Rapport
mit einem Verstorbenen der Eingebung desselben geöffnet
und erlangt dadurch die Fähigkeit, vorübergehend Worte
in der Sprache zu reden, deren der Verstorbene bei Lebzeiten
sich bedient hat. Eine Einwirkung des jenseitigen.
Geistes auf den diesseitigen ist allerdings vorhanden ; die
Worte aber, die wir reden hören, werden von dem diesseitigen
Geiste gesprochen, nicht von dem im Jenseits lebenden. —
Dass mitunter mehrere Gestalten zugleich erscheinen,
ist allerdings befremdlich, aber wohl nicht unbegreiflich.
Ich sehe nicht ein, warum die Seele, wenn ihr überhaupt
die Kraft der Selbsttheilung innewohnt, ihre theilende
Thätigkeit auf die Erzeugung nur einer Gestalt, neben
der gewöhnlichen, beschränken müsste." (Daselbst S. 211.)
Jetzt wissen wir, ob wirklich Herr Janisch „in umfassender
und überzeugender Weise", wie Herr v. Hartmann sagt,
nachgewiesen hat, dass, ,,auf eine andere Ursache als
das Medium zurückzugehen, keiti Vorwand gegeben ist!"
(v. Hartmann: „Der Spiritismus" S. 105.)
Welches ist nun der Schluss, den wir aus Allem, was
in diesem Kapitel gesagt worden ist, ziehen können?
Es scheint uns, dass, nachdem wir alle methodologischen
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