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Krepelka: Ludwig Börne über Ohrenklingen etc. 291
äussere Gewalt zur Einmischung in das freie Schalten des
Geistes aufzufordern/4 —
In einem Briefe vom 6. Februar 1821 (B. V p. 336) bei
Besprechung des Werkes von Passavant: — „Untersuchungen
über den Lebensmagnetismus und das
Hellsehen": — „Man mag den Magnetismus begreifen
oder nur an ihn glauben, oder man mag weder das Eine
noch das Andere, so ist es nöthig, sich über eine anerkannte
Wahrheit, und noch nöthiger, sich über einen herrschenden
Wahn zu unterrichten; denn dieser wirkt schneller und allgemeiner
als jene." — Das Werk Passavanfs nennt er „ein
lehrreiches, man darf sagen, ein unentbehrliches Buch für
Alle, welche die Forschung der Menschennatur anzieht"; und
wen sollte sie nicht anziehen, da ja der Mensch, wie er auch
seine Wissenschaften nenne, doch nur sich selbst weiss!" —
„Eines aber iiat der Verfasser so wenig bedacht, als die
ihm Gleichgesinnten — es heisst Gott lästern, zu zeigen,
wo er anfängt, und es heisst den Menschen lästern, ihm Gott
erst im Wahnsinn erscheinen zu lassen. Wahnsinn ist
Krankheit, er mag als Begeisterung des Sehers, oder als
Bluthitze des Betrunkenen erscheinen. Alles ist Geist, und
Alles ist Körper, und wer dieses nicht weiss, sieht eine Welt
ohne Gestalt, oder eine Welt ohne Seele. So sind die
Magnetisten!" —
Endlich B. V p. 352 ff.: — „Man hat uns schlau und
mit Erfolg weiss gemacht, körperliche Ausbildung schade
der geistigen; und da freilich der Geist der schönere und
bessere Theil des Menschen ist, haben wir eine Wahl getroffen
und unsere leibliche Erziehung vernachlässigt." —
p. 354: — „Daher die Zerstörung der Brücke, die von dem
Körper zu dem Geiste führt, und daher der abergläubische
Magnetismus und die Mystik, diese alberne Buhlerei, wo
Seele und Leib, an getrennten Ufern stehend, sich verliebte
Kusshändchen zuwerfen und gar sehr jammern, dass sie
beide nicht schwimmen können/* —
In der Kritik des Werkes: — „Kleine Beiträge zur
Heilwissenschaft" von Dr. S. Stielet (1823) B. III p. 255
sagt Dörne\ — „Höchst anziehend und lehrreich sind die
Geschichten zweier magnetischen Behandlungen. Der Verfasser
gehört in seiner Ansicht vom thierischen Magnetismus
weder zu den Gläubigen, noch zu den Ungläubigen; die
Einen sahen alles, was sie zu sehen wünschten, die Anderen
übersahen alles, was, wie sie fürchten, sie in ihrer
altherkömmlichen Naturwissenschaft nur irre
machen würde." —
Die Gesetze der Natur, welche uns nach Börnes genialem
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