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Krepelka: Ludwig Börne über Ohrenklingen etc* 293
in der Zunge, welcher ihm unmöglich mache, die Zahl 13
auszusprechen. Um sich darüber Gewissheit zu verschaffen,
begann er zu zählen, und richtig! wie er zu der Zahl 13
kam, versagte ihm die Zunge, so dass er nur mit der Zahl
14 im Zählen fortfahren konnte. Wer die Einleitung seines
Tagebuches liest, wo er seinem Grauen vor geschriebenen
Worten Ausdruck giebt, der wird sich sagen müssen: —
Dichter sind keine normalen Menschen! Freilich nicht, und
daher glauben Dichter auch gern an das (Jebersinnliche.
Doch, wer nicht etwas von den Eigentümlichkeiten der
Dichternatur besitzt, der wird in keinem Gebiete der
Wissenschaft etwas Bedeutendes leisten.
Ein Fall von Hellsehen and Geisterklopfen vor hundert Jahren.
Ileferirt von Gr. C Wittig*
Die „Gartenlaube", welche bekanntlich an „Spiritismus"
nicht glaubt, hat gleichwohl schon öfter wenigstens die
Thatsächlichkeit gewisser unerklärlicher Erscheinungen
desselben anerkennen müssen.*) Sie leugnete einst selbst
diese Erscheinungen, nannte sie Schwindel und Betrug,
musste aber doch z. B. die beglaubigte Wirklichkeit des
gespenstischen Steinewerfens auf Java, und nicht bloss eine
Sage, durch ihren Lieblingsschriftsteller, den Reisenden
Fritz Gerstäcker, sich bestätigen lassen. In neuerer Zeit
leugnete sie zuerst die Erscheinungen des Hypnotismus bei
Hansen, um sie später wenigstens als eine physiologische
Nervenerscheinung einzuräumen, die aber unter strengster ärztlicher
Controlle zu halten sei. Von Visionen, Hellsehen u. s. w.
in genauer Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit wollte
sie immer nichts wissen, und doch bringt sie selbst in Nr. 48,
1888 S. 814 in dem Artikel von Schmidt-Weissenf'eis: —
„Karoline von Linsingen. Aus dem Leben einer
schwergeprüften Frau. Nach ihren Briefen und
Aufzeichnungen"**) — Thatsachen des Hellsehens von
derselben bei. Diese Dame war in heimlicher Ehe mit dem
dritten Sohne des Königs Georg III. von England, Prinzen
William, geb. 21. August 1765, verbunden. Sie sollte von
ihm (um 1790) wieder getrennt werden. Der Prinz wurde
deshalb nach London heimbefohlen, sie reiste von Pyrmont
mit ihrem Vater, dem General, nach dem stillen Driburg.
*) Vergl. unsere Kurze Notiz sub h) Mai-Heft 1889 der „Psych.
Stud." S. 253.
**) Bei Duncker u. üumbht in Leipzig 1888 erschienen.
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