Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 315
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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gefördert werden müssen. Das letztere gilt vorzugsweise
von den mystischen Symptomen, die im Irrsinn auftreten,
deren Wesen aber heutzutage noch ganz verkannt wird.

Die mystischen Fähigkeiten gehören zwar zum
unbewussten Normalbesitz des Menschen, aber nicht zum
sinnlich bewussten Normalzustand. Zum Normalbesitz gehören
sie insofern, als deren Ursache und Quelle beständig
gegeben ist; im Normalzustand aber bleiben sie latent, weil
die Bedingung fehlt, bei der sie aus der Latenz treten
können. Die Ursache und Quelle der mystischen Fähigkeiten
ist das transcendentale Subjekt, von dem auch die Organisationsarbeit
, das Leben und die Naturheilkraft ausgehen.
Dieses Subjekt, nicht der sinnliche Mensch als solcher, hat
mystische Fähigkeiten. Die Bedingungen der mystischen
Fähigkeiten können sehr verschiedenartig sein, sie müssen
aber logischer Weise alle ein gemeinschaftliches Merkmal
haben: weil nämlich die Latenz der mystischen Fähigkeiten
zum Begriffe des Normalzustandes gehört, so muss aller
Mystik eine Störung dieses Normalzustandes zu Grunde
liegen, und eine solche Störung ist immer mehr oder weniger
krankhaft, wenn auch nur relativ, nämlich nur für den
Körper.

Wer nun das transcendentale Subjekt nicht
kennt, —wie z. B. die moderne Psychiatrie, die vollständig
im Materialismus steckt, — wird bei mystischen
Phänomenen nothwendig die Ursache für körperlich halten;
er wird also die blosse ßedinguug (conditio) für die reale
Ursache (causa) halten. Dieser Verwechselung begegnen
wir fast in allen medicinischen Schriften der Neuzeit.
Somnambule, Adepten, Fakire, Heilige, Hexen
und Medien sind für unsere Aerzte bloss Kranke, und
zwar wird die Diagnose meistens auf Hysterie abgegeben.
Dies ist so unlogisch, als wenn man sagen würde, die Nacht
sei Ursache der Fixsterne, da sie doch nur die Bedingung
der Sichtbarkeit der Fixsterne ist. Ebenso ist nun die
Störung des Normalzustandes Bedingung des Eintrittes
mystischer Phänomene, — die Hysterie ist sogar eine
sehr gute Bedingung —; aber die Ursache dieser Phänomene
, das transcendentale Subjekt, bleibt von dieser
Störung unberührt. Das transcendentale Subjekt erkrankt
nicht; wenn aber seine Thätigkeit in die Erfahrung tritt,
kann der sinnliche Mensch mehr oder minder als
erkrankt bezeichnet werden. Die dabei eintretenden mystischen
Fähigkeiten sind also keineswegs Symptome dieser Krankheit,
sondern fliessen aus einer ganz anderen, nämlich transcen-
dentalen Quelle. Die Krankheit ist blosse Gelegenheits-


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