Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 316
(PDF, 166 MB)
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316 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1889.)

Ursache der Mystik, ihr cum hoc (zugleich mit dieser),
aber nicht ihre wirkende Ursache, nicht ihr propter hoc
(wegen dieser).

Für die richtige ßeurtheilung mystischer Fähigkeiten
kommt es überhaupt nicht darauf an, gelegentlich welcher
Zustände sie eintreten, sondern welcher Art sie an sich
sind. Nun liegt z. B. im Fernsehen offenbar eine
Steigerung der normalen Individualität. Jede Ursache muss
ihrer Wirkung proportional sein. Der Arzt verlegt aber die
Ursache dieser Steigerung in die Krankheit, z. ß. Hysterie;
er erklärt also die Steigerung aus einer Schmälerung der
Individualität, ein schiefes Urtheil, welches mathematisch
ausgedrückt, lauten würde: 7 — 1 = 8.

Ist nun eine Störung des Normalzustandes zwar nicht
Ursache, aber doch Eintrittsbedingung mystischer Fähigkeiten
, so erscheint es vorweg wahrscheinlich, dass wir der
Mystik auch im Irrsinn begegnen können. Die Irrenärzte
nun, weil ihnen nur die psysiologische Psychologie
bekannt ist, aber nicht die transcendentale,
werden geneigt sein, Somnambule und Medien — wenn
sie nicht gar dem Staatsanwalt zu überliefern seien — für
sich zu reklamiren, d. h. sie mit Irrsinnigen in Verwandtschaft
zu stellen. Das Mittelalter machte die Somnambulen
und Medien zu Zauberern und Hexen, die mit dem
Teufel verbunden seien; die Neuzeit macht sie zu
Narren. Man sollte also unsere Irrenhäuser nach
mystischen Persönlichkeiten durchsuchen, die aber dann als
eine eigene Kategorie anerkannt, in eine eigene Anstalt
untergebracht und dort einer psychischen Heilmethode
unterworfen werden sollten, die freilich ganz verschieden
wäre von der in den Irrenhäusern gebräuchlichen. Unsere
Irrenhäuser beherbergen theilweise Individuen, die nicht
hinein gehören und darin nur untergebracht sind, weil
unsere Psychiatrie von transcendentaler Psychologie nichts
weiss, und ihr demgemäss zwei Kategorien von Patienten,
die sehr unterschieden sind, zusammenfliessen.

Die Beobachtung, dass manche Irrsinnige unbewusste
Somnambule seien, scheint schon sehr alt zu sein. Die
hebräische Sprache deutet darauf hin, indem Nävi und
Mosugan sowohl einen Propheten als einen Wahnsinnigen
bedeuten. Auch die alten Aegypter sollen ihre
Idioten wie ekstatische Heilige angesehen haben; ja aus
einem Papyrus soll sogar hervorgehen, dass sie sich derselben
in den Tempeln zum Zwecke des Hellsehens bedienten.1)

*) Du Poteti — „Journal du magnßtisme." 1. 517.


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