Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 323
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0331
Schmoll: Zerstreute Ideen in Sachen des Spiritismus. 323

andere Annehmlichkeiten des Lebens dem Aufschwünge der
Seele hinderlich wären, das ist mir geradezu unbegreiflich.
Das historische Gedächtniss der Menschheit reicht in eine
Vergangenheit zurück, wo die meisten Annehmlichkeiten
der modernen Kultur unbekannte Dinge waren; die
Paläontologie weiss sogar von Zeiten zu erzählen, wo das
menschliche Dasein eine ununterbrochene Reihe von Leiden,
Gefahren und Entbehrungen war. Sollte man nun aber
daraus schliessen dürfen, dass das moralische Niveau unserer
ersten Vorfahren weit über dem unserigen erhaben war?
Man wird mir freilich entgegnen, dass es sich hier nicht um
aufgedrungene Entbehrung, sondern um freiwillige Entsagung
handle. Diesen Einwurf aeeeptire ich, frage dann aber,
weshalb wir uns freiwillig in einen Zustand versetzen sollten,
dessen unablässige Bekämpfung eben die Menschheit auf den
Glanzpunkt ihrer Kultur gehoben hat. Wir würden dadurch
offenbar dem Fundamentalgedanken der schöpferischen Kraft
zuwider handeln. Die menschliche Gesellschaft ist eine
rastlos gegen das irdische Elend ankämpfende Armee, aus
welcher die Entsagungsapostel einfach desertiren, um zum
Feinde überzugehen.

Verdienstlich kann nur sein, was den moralischen,
intellektuellen und sozialen Fortschritt der Menschheit
fördert, und was, selbst von Allen geübt, diesen Fortschritt
nur begünstigen könnte; dahin rechne ich die Ausübung
der Nächstenliebe im weitesten Sinne, eine rein menschliche
Moral, das Studium der spekulativen und der exakten
Wissenschaften, die Pflege der schönen Künste, die
Fördeiung der Industrie und jedes auf Verbesserung und
Verschönerung der irdischen Zustände gerichtete Bestreben.
Was würde aber aus allen diesen Dingen, was würde aus
der Welt werden, wenn der Ascetismus überhand nähme,
wenn ein Jeder der menschlichen Gesellschaft abstürbe und
sich unter dem egoistischen Vorwande, sein Wesen zu
erhöhen, in die Einsamkeit verschlösse, um seinen Körper,
das Produkt seiner eigenen transcendentalen Willensthätig-
keit, allen erdenklichen Entbehrungen und einem allmählichen
Siechthum preiszugeben? Es liegt auf der Hand, dass
unter diesen ümständen die Welt einem raschen Untergange
entgegenliefe. Der erste und wichtigste aller ethischen
Grundsätze verbietet uns aber, unser persönliches Wohl auf
Kosten unserer Mitmenschen zu erstreben. Die wenigen
Annehmlichkeiten, die das irdische Leben zu bieten im
Stande ist, haben nichts Verderbliches für unser Wesen an
sich, und ich kann mir sehr wohl den edelsten und verdienstlichsten
Menschen der ganzen Erde denken als einen,

21*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0331