Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 324
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
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324 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 7. Hoft. (Juli 1889.)

welcher Fleisch isst. Wein trinkt, in weichen Betten schläft,
einen Palast bewohnt und sich gar kein Gewissen daraus
macht, an dem Becher der irdischen Genüsse in wohlgemessener
Weise zu kosten. Das Einzige, was durch den
Ascetismus erzielt wird, — und zwar auf rein mechanische
Weise, — ist das vorzeitige Hervortreten des trans-
scendentalen Subjektes; verbessert oder erhöht
wird dasselbe dadurch aber nicht. Die transcendentalen
Fähigkeiten, die auf diese Weise zu Tage treten, existiren
in latentem Zustande bei einem Jeden von uns und können
durch keinerlei Art von körperlicher Diät vermehrt oder
vermindert werden. Wäre dem anders, so müsste man jede
mediumistische Veranlagung für einen Beweis von moralischer
Superiorität ansehen, während doch anerkannter Weise
manche Medien nichts weniger als hohen Seelenadel an
den Tag legen und wahrscheinlich auch manche Fakire
im Grunde nicht besser und vollkommener sind als gewöhnliche
Menschen.

Im Tode tritt ein Jeder von uns in den vollen Besitz
seiner transcen dentalen Fähigkeiten; bei Nicht- Asceten ist
diese Besitznahme eine plötzliche, während, wie ich weiter
oben schon bemerkte, ihr die Asceten schon bei Lebzeiten
vorgegriffen hatten. Einen anderen Unterschied kann die
körperliche Abtödtung nicht zur Folge haben, 3S sei denn,
dass sie uns unfähig mache, unsern Mitmenschen nützlich
zu werden, uns also gerade um diejenigen Verdienste brächte,
von welchen wirklich eine Verbesserung und Erhöhung
unseres Wesens abhängt Es scheint mir sonach, dass sie
nicht allein überflüssig, sondern sogar von nachtheiligem
Einflüsse auf unsere geistige Entwickelung ist.

Doch wie dem Allen auch sei, ich muss das zukünftige
Leben seiner ganzen Anlage nach als ein über das gegenwärtige
fast unendlich erhabenes ansehen; unser derzeitiges
Wissen, Wollen, Schauen und Empfinden ist nur ein schwacher
Reflex von demjenigen, dessen wir fähig werden, sobald unser
geistiger Kern sich aus der Chrysalide der Phänomenalität
losgeschält und den irdischen Dingen Lebewohl gesagt hat.
Wer weiss, ob der Umstand, dass wir in der ersten Periode
unserer irdischen Existenz beständig zum Weinen geneigt
sind, würde uns selbst die aufmerksamste Pflege zu Theil,
und dass Säuglinge mit so lebhaftem, ausschliesslichem
Interesse nach allem Lichte starren, welches sich in ihrer
Umgebung findet, nicht auf die Herrlichkeit und den Glanz
unserer ausserirdischen Existenz hindeutet, jener ätherischen
Existenz, welcher der sterbende Goethe mit dem Ausrufe: —
„Mehr Licht!" sein verklärtes Ich entgegenhauehte?


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