Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 346
(PDF, 166 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0354
346 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 7. Hett. (Juli 1889.)

gegengesetzten Verfahren zum Ziel gekommen sei, insofern
er also, mit anderen Worten, zuerst das Dasein Gottes
bewiesen und dann Gott definirt habe. Damit dürften
aber die wesentlichen von mir geäusserten Ansichten nichts
weniger als widerlegt sein; denn wenn es auch Herrn
Schlesinger (dessen, wie es scheint, sehr interessante Arbeit
ich leider bis jetzt verhindert war, aufmerksamer zu lesen,)
gelungen sein sollte, seinen Gottesbegriff zu entwickeln
und das Dasein seines Gottes logisch zu begründen, so
kann ihm doch Jeder entgegnen, dass die absolute Zeit
ebenso gut wie der absolute Raum zum Gott gestempelt
werden könnte, da beide sehr nahe verwandte Begriffe,
vielleicht sogar nur verschiedene Namen für dieselbe
Abstraction unseres Verstandes seien; und dass seine
Gottesidee schliesslich doch nur einer ganz persönlichen
Auffassung der Welt entsprungen sei. Der Gott
des Herrn Professor Schlesinger — der Raum — hat, wie
es scheint, wenig gemein mit dem Gotte der Christen, der
Juden, der Mohammedaner, der Buddhisten und der Brahmanisten
, wohl auch nur sehr entfernte Analogien mit
sämmtlichen von den Metaphysikern des Alterthums und der
Neuzeit ersonnenen Göttern, Sonach wäre meine Forderung,
bei deiartigen Diskussionen vor Allem den Gegenstand, um
den es sich handelt, aufs Genaueste zu definiren, am Ende
nicht so ganz ungerechtfertigt.

Herr Schlesinger sagt (S. 236j, dass man sich in den
Bedrängnissen des Lebens an Gott (also den Raum) um
Trost und Hülfe wenden könne. Dies muss um so
bequemer gehen, als der Raum uns von allen Seiten umgiebt;
ob jedoch das Gebet eine andere als bloss subjective
Wirksamkeit besitze, dazu dürfte es Herrn Prof. Schlesinger
schwer fallen, den Beweis zu erbringen; ich für mein Theil
erlaube mir, es ä priori zu bezweifeln.

Alle Geschehnisse in der Welt bilden ein zusammenhängendes
, auf Naturgesetzen und Willensimpulsen beruhendes
, sich selbst regulirendes und im Gleichgewicht
haltendes Getriebe. Kein aus höheren Regionen kommender,
willkürlicher Eingriff in diesen complicirten Mechanismus
solidarisch waltender Kräfte könnte zu Gunsten irgend
eines der inneren Theile stattfinden, ohne dass alle übrigen,
oder doch mindestens die zunächst liegenden Theile dadurch
in Mitleidenschaft gezogen würden; denn was dem
einen förderlich, wird dem andern nachtheilig erscheinen.
Wollte Gott beispielsweise einen Hagelschlag von einer
Gegend abwenden, so müsste er den Naturgesetzen zu
nahe treten; wollte er bei einer drohenden Kriegsgefahr


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1889/0354