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360 Psychische Studien. XVI, Jahrg. 8. Heft. (August 1889.)
wohl beleuchtete Treppen-Stockwerke hoch durch zwei verschlossene
Thüren gebracht, in meine Hände gelegt und bei
mir zurückgelassen. In wieder einer Sitzung wurde mein
Regenschirm aus einem Zimmer durch einen wohl erleuchteten
Gang gebracht und in meine Hände gelegt, als
ich mich in einer Dunkelsitzung befand. Der Geist, welcher
mit directer Stimme sprach, fragte mich, was er mit ihm
thun solle. Ich versetzte, er möge ihn ganz ausserhalb des
Sitzungszimmers nehmen und ihn in eine halbrunde Nische
stellen. Als die Seance vorüber war, wurde der Regenschirm
an der angedeuteten Stelle gefunden; ich hatte gute Vorsorge
getroffen, ehe eine günstige Gelegenheit zum Betrüge irgend
welcher Art vorhanden sein konnte. Als in einem Falle
die gewöhnlichen Sitzer es für zu kalt hielten, um einer
Sitzung beizuwohnen, hatte ich die Befriedigung, mit Mr.
Rita allein zu sitzen. Wir hatten nicht sobald das Licht
ausgelöscht, als ich mehrere leuchtende Hände ungefähr
anderthalb Fuss über dem Tische schnell sich umherbewegen
sah. Als dies aufhörte, materialisirte sich meine älteste
Schwester und kam mir ganz nahe. Ich sah sofort, wer es
war, und nannte ihren Namen, worauf sie herüber langte und
mir drei sanfte Schläge auf den Kopf versetzte, dann verschwand
sie. „Charlie", ein Geist, der sich so häufig bei
Mr. Rita's Seancen manifestirt, erschien jetzt und sprach mit
mir. Ich fragte ihn, ob er mit mir rings im Zimmer umher
gehen könnte. Nach eines Augenblickes Zögern versetzte
< r: — „Wir*) wollen." Er brachte dann ein gutes Licht aus
seiner Hand hervor, das er auf sein Gesicht fallen Hess,
was dieses ganz deutlich zeigte, und dann auf mich, ergriff
meinen Arm, und ging und redete mit mir, und zeigte mir
sein Gesicht fast die ganze Zeit über. Er ging nicht wie
wir, sondern schien entlang zu gleiten; und als wir in der
Mitte des Zimmers waren, sagte er: — „Ich würde dies
nicht für Jedermann thun, Mr. Johnstone" Er nahm mich
hierauf ganz nahe zu seinem Medium und warf sein Licht
hell auf dessen Gesicht, setzte mich nieder auf meinen Stuhl,
sagte mir gute Nacht, und die Seance war vorüber; die
*) Diese Redensart, in welcher „wir" gebraucht wird, erheischt
fine Erklärung. Als „Charlie" rings im Zimmer mit mir umherging",
bemerkte ich, dass seine scharfen funkelnden Augen nach allen
Richtungen gewendet wurden, als ob er scharfe Kenntniss von Dingen
nähme, welche ausser meiner Beobachtung lägen. Bei einer folgenden
Sitzung fragte ich ihn, was das Alles bedeute. Er versetzte, dass
fünf Geister mitthätig wären, die Manifestation hervorzubringen, und
dass, während sie stattfänden, er auszuschauen hätte, um zu sehen, ob
sie alle die ihnen zuertheilten Rollen gehörig verrichteten. Daher das
Wort „wir" an Stelle des „ich".
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