Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
16. Jahrgang.1889
Seite: 367
(PDF, 166 MB)
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du Prel: Die Mystik im Irrsinn.

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gelingen, weil ihr die transcendentale Psychologie fremd ist
und sie nur das physiologische Unhewusste kennt, das im
Vererbungsprozesse der Generationen allmählich unbewusst
Gewordene. Die künstlerischen Thätigkeiten der Irrsinnigen
beruhen nach Lombroso auf einem atavistischen Rückschlag,
einem Freiwerden unbewusster Anlagen. Spencer habe
bewiesen,1) dass das Gesetz des Rhythmus in der ganzen
Natur waltet, von den Sternen bis zum menschlichen
Organismus. Der Mensch, wenn er sich diesem Gesetze
beugt, folge also einem „organischen Impulse", und daraus
erklärt Lombroso die Vorliebe der Wilden für Musik, sowie
die dichterischen und musikalischen Anlagen der Irrsinnigen.
Auch in den Schriftstücken der Irrsinnigen findet er ein
Zurückgreifen auf vorhistorische Stufen: das Ueberspringen
der Vocale in den semitischen Sprachen, die determinativen
Zeichen der ägyptischen Hieroglyphen und die noch weiter
zurückliegenden symbolischen Zeichen der phono-ideographischen
Periode.2)

Vererbung und Atavismus*) sind Thatsachen; man
kann also das physiologisch Unbewusste, welches das in
biologischer Vergangenheit Erworbene und in allmählicher
Vererbung latent Gewordene in sich begreift, nicht leugnen.
Was speziell das Dichten der Irrsinnigen betrifft, so habe
ich ja selbst anderwärts3) nachzuweisen versucht, dass sich
in unserer Lyrik die paläontologische Weltanschauung erhalten
hat. Das physiologisch ünbewusste, welches
uns zum Materialismus, besten Falls zum Pantheismus führt,
ist nun aber nur ein Theil jenes Unbewussten, das wir
in jedem Organismus annehmen müssen. Unbewusst ist ihm
nicht nur die biologische Vergangenheit, die in ihm einen
vorläufigen Abschluss erreicht hat, sondern auch das Zukünftige
, das in ihm vorgebildet liegt, und wozu er die
Entwickelungskeime in sich trägt. Unbewusst ist uns überhaupt
fast die Totalität unseres Wesens, und wir kennen
unsere Seele nur in so weit, als sie Trägerin der sinnlichen
Erkenntnissweise ist. Unser eigentliches Wesen kennen
wir nicht, d. h. es giebt auch ein metaphysisch Un-
bewusstes in uns. Wenn man über dasselbe bloss am
Schreibtische spekulirt, kann man auf den Gedanken gerathen,
dass es mit der Weltsubstanz zusammenfalle. Studirt man
dagegen dieses metaphysisch Unbewusste in seinen Funktionen,

*) Spencer: — „Grundlagen der Philosophie." Cap. X. 4
*) lombroso 198—200. 217.

*) Von den Ureitern (Atävus-Vater des Urgrossvaters) her über
kommen© Eigenschatten.

s) Du Preh —- „Psychologie der Lyrik."


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