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392 Psychische Studien. XVI. Jahrg. 8. Tieft (August 1889.)
dafür. Wenn die Thatsache der Materialisation einmal
gegeben ist, so muss sie auch natürlich sein und in
Uebereinstimniung mit den methodologischen Prinzipien als
ein Erzeugniss des menschlichen Organismus anerkannt werden,
und wenn man überdiess als allgemeine Regel die grosse
Aehnlichkeit der materialisirten Gestalt mit dem Medium
feststellt, so muss man naturgemäss auch schliessen,
dass man hier ein Phänomen körperlicher Verdoppelung
vor sich habe. Die Thatsache dieser Aehnlichkeit ist
unzählige Mal durch die Augenzeugen von Seancen mit
Materialisationen und physikalischen Wirkungen constatirt
worden. Die Entstehungszeit anlangend, glaube ich, dass
die erste Beobachtung dieser Art bis ungefähr auf das
Jahr 1855 zurückreicht, wo sie zufällig bei einer der mit
physikalischen Wirkungen auftretenden Dunkel-Seancen der
Gebrüder JDavenport gemacht wurde. Ein Polizei-Beamter
„öffnete, während Alles in vollem Spiel war, eine Blendlaterne
und Hess einen vollen Lichtstrahl m das Zimmer strömen.
Und nun begann eine sonderbare Scene; denn Davenport
(der Vater der Knaben) sprang auf seine Füsse und erklärte
aufgeregt, dass er Im, seinen Sohn, in der Nähe eines
Tisches stehen und auf einem der Tambourins spielen sah,
als das Licht einfiel; und er habe ihn auf seinen Sitz
zurückgleiten sehen/* Der Vater war wüthend vor Unwillen;
aber wie gross war sein Erstaunen, ,.als, sobald Stillschweigen
eintreten konnte, nicht weniger als zwanzig Personen feierlich
versicherten, dass sie nicht nur deutlich die Gestalt am Tische
— den Doppelgänger oder das Phantom von Ira Davenport
— erblickt, sondern auch den nach ihrer Annahme aus
Fleisch und Blut bestehenden Knaben zu gleicher Zeit
ruhig in seinem Stubl haben sitzen sehen. Das Phantom
war zum Knaben hingeglitten, hatte ihn aber sichtbar gar
nicht erreicht; denn es schwand innerhalb einer ungefähren
Entfernung von 6 Fuss von dem Orte, wo der Knabe sass,
ins Unsichtbare dahin." — S. „The Davenport Brothers,
a Biography", by Bandolph. (Boston, 18(39.) pag. 198, 199.
— Auch citirt in „The Spiritualist" 1873, p. 154, 470.
Wir lesen auch in demselben Buche, wie Professor
Mapes sich vergewisserte, dass die physikalischen Phänomene
durch die Doppelgänger der Davenporfs hervorgebracht
würden: — „Als die Guitarre zu mir kam, fühlte ich sorgfältig
, was ich für den jungen Ira Davenport hielt, den ich
vom Kopf bis zu Fusse nach Müsse untersuchte, den ich
aber nicht festhalten konnte, da er, oder sein
Phantom, durch meine Hände hindurch schlüpfte oder mit
der anscheinend äussersten Leichtigkeit hinweg schmolz."
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